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Mögliche Fallen beim Cashflow-Forecast

Veröffentlicht am 31. Mai 2016
Geschrieben von Dagmar Recklies

Eine detaillierte Cashflow-Planung sollte heute zum Standard der modernen Unternehmensführung gehören. Sie ermöglicht es dem Unternehmer, die regelmäßigen und unregelmäßigen Finanzströme des Unternehmens so zu disponieren, dass keine Liquiditätsengpässe entstehen.

Daneben ist die Cashflow-Planung ein wichtiges Frühwarnsystem, mit dem drohende finanzielle Unterdeckungen rechtzeitig erkannt werden können. Auf diese Weise gewinnt das Unternehmen wertvolle Zeit, um Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Gerät das Unternehmen doch in eine finanzielle Schieflage, steht dem Inhaber zumeist ein schwerer Gang bevor. Er muss bei den kreditgebenden Banken oder Investoren anklopfen und um eine zusätzliche Kapitalspritze bitten. Bevor sich die Institute den laufenden Kredit aufstocken bzw. ein weiteres Darlehen bewilligen wollen diese natürlich einen Einblick in die aktuellen Finanzdaten nehmen. Spätestens jetzt muss eine detaillierte Cashflow-Planung erstellt und vorgelegt werden.

In der Praxis werden die Geldströme von Unternehmen oftmals nur sehr ungenau eingeschätzt. In einigen Fällen wird die Cashflow-Planung sogar komplett wieder eingestellt, weil sie durch ihre Komplexität das Unternehmen schlichtweg überfordert. Überraschenderweise trifft dies auch auf größere Mittelständler zu. Die größten Probleme mit einer aussagekräftigen Cashflow-Planung haben aber Kleinunternehmen und Selbständige. Für die private Finanzplanung finden sich unter Qomparo weitere Informationen.

Falsche Herangehensweise bei der Cashflow-Planung

Selbst langjährige Controller gehen bei der Erstellung eines Cashflow-Forecast zuweilen fehlerhaft vor. Die Mehrzahl der Unternehmen schätzt zunächst den Gesamtumsatz des Unternehmens. Dieser wird gegebenenfalls auf einzelne Geschäftsbereiche heruntergebrochen. Anschließend wird eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung erstellt und aus diesen Zahlen den Cashflow abgeleitet.

Experten raten jedoch, für jeden Unternehmensbereich eine integrierte Planung durchzuführen. Daraus ergibt sich eine deutlich bessere Basis um den Cashflow für das Unternehmen sowie dessen einzelne Geschäftsbereiche zu ermitteln. Entscheidend für den Erfolg ist ein sogenannter rollierender Forecast, bei dem die aktuellen Informationen jederzeit eingepflegt werden können. Der stets gleichlange Vorhersagezeitraum verschiebt sich dabei mit dem Zeitablauf. Controller können ihrem Finanzleiter auf diese Weise jederzeit eine solide Grundlage für die Planung des Cashflow zur Verfügung stellen.

Ein weiteres Problemfeld ist die Verwendung zu grober zeitlicher Raster. Wird der Cashflow nur auf Jahresbasis geschätzt, können unterjährige Liquiditätsspitzen nicht identifiziert werden. Die gesamte Planung verliert an Aussagekraft. Daher sollte die Planung der Zahlungsströme im Unternehmen mindestens auf Monatsbasis erfolgen.

Neue IT-Systeme werden beim Mittelstand kritisch gesehen

Um ein effektives Cashflow-System im Unternehmen einzuführen, sind in der Regel grundlegende Veränderungen erforderlich. Wichtig ist zunächst, dass die einzelnen Teilpläne aufeinander abgestimmt werden. Nur so lässt sich das gewünschte Ergebnis einer Cashflow-Planung jederzeit nachvollziehen. Für eine möglichst präzise Prognose müssen sich die beteiligten Organisationseinheiten genau aufeinander abstimmen.

Die Einführung eines solchen IT-Systems ist erfahrungsgemäß mit einem großen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Beide Faktoren stehen zumeist nur begrenzt zur Verfügung. Viele Mittelständische Unternehmen beschäftigen sich erst dann mit einer genauen Cashflow-Planung, wenn dies von den Banken gefordert wird.

Für größere Mittelständler halten sich die Kosten für die Einführung eines Cashflow-Systems zwar im Rahmen, bei einem finanziellen Engpass sind diese dennoch schmerzhaft. Unternehmen mit einem Umsatz von 300 Millionen Euro müssen mit einem Kostenaufwand zwischen 80.000 und 100.000 Euro rechnen, um ein solches System zu installieren. Abhängig von Unternehmensgröße und Ausstattung kann die Integration durchaus auch einen mittleren sechsstelligen Betrag verschlingen.

Bis alle Bereiche auf das neue System umgestellt sind und dieses komplett funktioniert, sollte ein Zeitraum von zwölf Monaten eingeplant werden. Zudem kann es einige Zeit dauern, biss sich die Mitarbeiter daran gewöhnt haben. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass eine solche Umstellung von einem Tag auf den anderen funktioniert. Bis die Cashflow-Planung wirklich rund läuft, kann es ein bis zwei Jahre dauern.

In keinem Fall darf bei solch grundlegenden Veränderungen wie der Einführung eines Cashflow-Tools der Faktor Mensch vernachlässigt werden. Es ist wichtig, die Mitarbeiter auf die neuen Funktionen vorzubereiten und gezielt zu schulen. Nur so lässt sich das neue System in der Praxis auch effektiv einsetzen. Die Teams müssen von dem neuen System überzeugt sein, denn sie müssen während der Einführung mehr leisten als vorher.

Cashflow-Forecast im Working Capital

Ein effektives Cashflow-System macht sich besonders bei der Warenlagerfinanzierung sowie im Forderungsmanagement positiv bemerkbar. Nicht umsonst gehört dieser Bereich bei Private-Equity-Investoren zu den wichtigsten Stellhebeln, um den Wert des Unternehmens zu steigern.

Dennoch werden solche Neuerungen aufgrund der Vorlaufzeit und hohen Anschaffungskosten eher kritisch gesehen, solange es keinen Druck von Investoren oder Banken gibt. Für kleinere Unternehmen ist es zumeist wichtiger, ein Ersatzteil schnell parat zu haben. Das dabei Kapital ungenutzt herumliegt, wird aus Gründen der Bequemlichkeit in Kauf genommen.

Was Dauer und Genauigkeit des Cashflow-Forecast-Prozesses betrifft, muss die gewählte Lösung immer an den Anforderungen des jeweiligen Unternehmens ausgerichtet werden. Unternehmen mit Liquiditätsproblemen müssen deutlich schneller auf Veränderungen reagieren können und benötigen um einiges genauere Informationen zur Entwicklung der Finanzen. Während Krisenzeiten ist deshalb ein wöchentliches Cash-Reporting durchaus empfehlenswert. Zudem gilt die Faustregel: Je wichtiger der betroffene Teilbereich für ein Unternehmen ist, desto genauer sollte die Cashflow-Planung sein. Liegen keine besonderen finanziellen Probleme vor, ist eine monatliche oder quartalsweise Planung der Geldströme ausreichend.

Bei finanziell gesunden Unternehmen ist eine gute Portion Pragmatismus in jedem Falle angebracht. Kommt es während eines Monats zu keinen besonderen Liquiditätsspitzen muss die Liquidität auch nicht täglich gecheckt werden. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt.

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