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Factoring: Mehr als bloßer Schutz vor Forderungsausfällen

Veröffentlicht am 16. Mai 2018
Geschrieben von Tatjana Sorokina

Factoring ist mehr als Schutz vor Forderungsausfall

In den letzten 20 Jahren hat sich Factoring zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt. Das Factoring-Volumen wächst kontinuierlich, obwohl immer weniger Unternehmen in die Insolvenz gehen müssen. Dies zeigt: Factoring ist mehr als lediglich ein Schutz vor Forderungsausfällen. Hinter diesem Konzept zur Finanzierung von Unternehmen stecken weitere Vorteile. Dennoch sollten Selbstständige und Unternehmer bei der Entscheidung für oder gegen Factoring Vor- und Nachteile gründlich abwägen. Welche Vorzüge und Nachteile Factoring bietet und was Sie sonst noch darüber wissen müssen, erfahren Sie hier.

 

Was ist Factoring?

Das Factoring ist eine geschäftliche Praxis zur Finanzierung eines Unternehmens. Kurz gesagt steckt hinter dem Konzept folgende Überlegung: Forderungen verkaufen und Liquidität sichern.

Im Zentrum steht demnach der Verkauf offener Rechnungen, die Unternehmen an ihre Kunden stellen. Die wichtigste Funktion dieses Vorgehens liegt im Schutz vor Forderungsausfällen. Vor allem Zahlungsausfälle höherer Beträge können die Liquidität eines Unternehmens gefährden. Erbringen Sie eine Leistung, zahlt Ihr Kunde aber nicht, kann dies zu erheblichen Liquiditätsproblemen und sogar zur Insolvenz führen.

Im Wesentlichen setzt sich das „Echte“ Factoring aus vier Komponenten zusammen:

  • Forderungsverkauf
  • Garantieübernahme für die Schuldner-Zahlungsfähigkeit
  • Vorfinanzierung
  • Debitoren-Management

Der Verkauf der Forderung wird auch als Forderungszession bezeichnet. Das heißt Ausfallrisiko im Fachjargon Delkredere. Die Vorfinanzierung beträgt meist zwischen 80 und 90 %. Dies bedeutet, dass Sie diesen Betrag der offenen Rechnung sofort vom Factor (= Unternehmen, das Factoring anbietet) erhalten. Der Rest steht Ihnen zur Verfügung, wenn der Schuldner die Forderung komplett beglichen hat. Zugleich übernimmt der Factor das gesamte Debitoren-Management und Mahnwesen.

Beim „Unechten“ Factoring verbleibt das Ausfallrisiko dagegen bei Ihnen.

Welche Vorteile bringt Factoring mit sich?

Indem Sie die an Ihre Kunden gerichteten Forderungen an einen Factor verkaufen, gehören schlaflose Nächte inklusive der Frage „Wann erhalte ich mein Geld?“ der Vergangenheit an. Durch Factoring erhalten Sie Ihre offenen Forderungen nämlich innerhalb kurzer Zeit. Dies erhöht Ihre Liquidität und gibt Ihnen die Sicherheit, das Geld auch tatsächlich auf dem Konto zu haben. Buchungen unter Vorbehalt sind nicht mehr nötig.

Nutzen Sie das „Echte“ Factoring, sind Sie zudem vor dem kompletten Forderungsausfall geschützt. Eine mögliche Insolvenz des Kunden ist für Sie unerheblich, da Sie das Risiko an den Factor abgetreten haben.

Dass Sie sofort mehr Geld zur Verfügung haben, verbessert Ihre Finanzkennzahlen. Auch Ihre Bonität wird auf lange Sicht betrachtet höher eingeschätzt werden. Dies ist beispielsweise dann wichtig, wenn Sie ein Bankdarlehen benötigen. Es ist bekannt, dass hinsichtlich dessen Probleme für Selbstständige bei der Kreditbewilligung auftreten. Eine gute Bonität ist daher hilfreich.

Durch die verbesserte Liquiditätssituation können außerdem die notwendigen Spielräume entstehen, um Skonti zu nutzen oder den teuren Betriebsmittelkreditrahmen weniger in Anspruch zu nehmen. Auf diese Weise entstehen zusätzliche Kosteneinsparungen.

Da der Factor auch das Debitoren-Management übernimmt, sparen Sie zudem Personalkosten für die Buchhaltung sowie Zeit und Ressourcen.

Kann Factoring problematisch werden?

Daneben hat Factoring auch Nachteile, die je nach der individuellen Situation des Unternehmens bewertet werden müssen.

Selbstverständlich ist Factoring mit Kosten verbunden. Der Factor erhebt eine Gebühr, um seine Aufwendungen für Risikoübernahme, Liquiditätsbereitstellung und Bearbeitung der Forderungen zu decken.

Diese Gebühren sind unterschiedlich hoch und lassen sich nicht verallgemeinern. Mittlerweile ist es so, dass die meisten Factoring-Unternehmen pro Forderung eine enmalige Gebühr erheben. Diese liegt branchenüblich derzeit bei rd. 25,00 € je Forderung. Zusätzlich wird eine variable Gebühr in Form eines Prozentsatzes der verkauften Forderung erhoben. Üblich sind hier aktuell Werte von um die 3%. Diese Gebühren sind u.a. abhängig von der Forderungslaufzeit und der Bonität des Schuldners.

Zudem kann sich Factoring negativ auf die Beziehung zu Ihren Kunden auswirken. Manche Kunden könnten den Forderungsverkauf als Zeichen deuten, dass Sie einen finanziellen Engpass vermuten. Auch unseriöse Factoring-Unternehmen, die Ihre Kunden letztlich verärgern, können Kundenbeziehungen schädigen. Und Sie wissen: Es ist eine große Herausforderung, einen Kundenstamm aufzubauen und zu halten.

Zudem bedient mancher Factor nicht jede Branche. So haben es Dienstleister vergleichsweise schwer, mit ihren Rechnungen akzeptiert zu werden.

Was sollten Unternehmer beim Factoring beachten?

Auch wenn in den letzten Jahren die Unternehmensinsolvenzen spürbar zurückgehen und dadurch auch weniger Forderungsausfälle zu verzeichnen sind, sollten Sie das Pro und Contra für den Einsatz von Factoring genau abwägen. Kalkulieren Sie ausführlich, ob der entstehende Nutzen und die Kosten für das Factoring stimmig sind.

Zu berücksichtigen sind dabei insbesondere:

  • Gebühren und Kosten im Zusammenhang mit dem Forderungsverkauf
  • Einsparungen bei der Entlastung anderer Liquiditätsquellen (insb. Skonto und Bankkredite)
  • Dauerhafte Kosteneinsparungen im eigenen Forderungsmanagement

Für die Wirtschaftlichkeitsberechnung sollte außerdem beachtet werden, ob der Factor eine Mindesthöhe für einzureichende Rechnungen festgelegt hat. Das Factoring wird für Sie nur die erhofften Effekte bringen, wenn der größere Teil Ihrer Rechnungen über diesem Schwellenwert liegt. Anderenfalls würde vor allem die arbeitsintensiven Kleinbeträge bei Ihnen verbleiben und Ihre personellen Ressourcen weiter belasten.

Stellen Sie Ihr Forderungsmanagement auf Factoring um, sollten Sie Ihre Kunden unbedingt einbeziehen. Informieren Sie Ihre Kundschaft über das neue System und legen Sie alle Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehung so genau wie möglich dar. Für besonders wichtige Kunden ist hier das direkte persönliche Gespräch der beste Weg. So können etwaige Bedenken sofort ausgeräumt werden.

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