Quereinsteiger: Chancen und Risiken bei der Einstellung
Der Mangel an Fachkräften und die sich ändernden, wirtschaftlichen Strukturen machen kreative Lösungen bei der Einstellung von Personal notwendig. Fehlt es dauerhaft an fachlich qualifizierten Bewerbern zur Stellenbesetzung, können motivierte Quereinsteiger mit einer entsprechenden Schulung die vorhandenen Vakanzen schließen.
Doch in welchen Arbeitsfeldern lohnt es, einem Quereinsteiger das Vertrauen zu schenken und diesen adäquat zu qualifizieren? Unser Artikel soll helfen, Chancen und Risiken dieser Entscheidung abzuwägen.
Flexibilität und Vielfalt gewinnen
Geeignete Arbeitskräfte zu finden, kann selbst bei größten Anstrengungen im Recruiting erfolglos bleiben. Was auf Ebene der Qualifikation durch den Fachkräftemangel zum Problem wird, kann auf persönlicher Ebene in der Zusammenarbeit im Team oder durch unterschiedliche Vorstellungen bei der Gestaltung des Arbeitsalltags scheitern. Die Weiterbildung von hauseigenem Personal kann neue Kompetenzen ins Unternehmen bringen, bringt jedoch keine zusätzliche Manpower oder erhoffte Innovationen ins Unternehmen.
Auf Quereinsteiger zu vertrauen, kann einige dieser Probleme lösen. Hinter einem Quereinsteiger steckt eine motivierte und flexible Persönlichkeit, die einen neuen beruflichen Weg einschlagen will. Fachwissen und Erfahrung aus anderen Berufsbereichen bringt eine neue Vielfalt ins Unternehmen, durch Weiterbildungen und Umschulungen sind zudem viele Quereinsteiger auf einem aktuellen Wissensstand.
Natürlich reicht auch hier fachliche Expertise alleine nicht aus, menschlich muss es ebenfalls zum Unternehmen passen. Auch hier können Quereinsteiger eine Chance sein, nicht ausschließlich auf branchenerfahrene Bewerber zu vertrauen, die den Erfahrungsschatz früherer Unternehmen wie gewohnt in den neuen Betrieb einbringen möchten.
Risiken von Quereinsteigern kennen
Bei jedem Quereinstieg bestehen zwei Risiken, über die sich Entscheider bewusst sein sollten. Zum einen kann Fachwissen fehlen, dass sich auch durch eine einzelne Fort- oder Weiterbildung nicht schließen lässt. Hier ist eine realistische Abschätzung notwendig, welche Wissenslücken sich durch die tägliche Arbeit oder die Teilnahme an Weiterbildungen schließen lassen. Die Bereitschaft, etwas in diese Maßnahmen zu Gunsten der neuen Arbeitskraft zu investieren, sollte gegeben sein.
Zum anderen wird fast immer die Branchenerfahrung fehlen, die sich durch keine Fortbildung erwerben lässt. Hier ist intern zu überlegen, wie dem Quereinsteiger der Weg zum Sammeln von Erfahrungen geebnet werden soll. Für einen reinen betriebsinternen Einsatz wird die Kooperation mit der bisherigen Belegschaft ausreichen. Im Außendienst oder beim direkten Kundenkontakt wird die Begleitung eines etablierten Mitarbeiters sinnvoll sein.
Persönliche über fachliche Eignung stellen
Für viele Entscheider wirkt die Auswahl eines Quereinsteigers als letzter Kompromiss, um eine dringend benötigte Arbeitskraft zu erhalten. Mit einem guten Auge für die einzelnen Bewerber können Quereinsteiger jedoch sogar zur besseren Alternative gegenüber einem Branchenkenner werden. Der Grund liegt nicht an der fachlichen, sondern menschlichen Eignung.
Nicht wenige Quereinsteiger verfügen bereits über Jahre oder sogar Jahrzehnte an Berufserfahrung in anderen Bereichen. Sie suchen aktuell nach neuen Herausforderungen und sind motiviert und interessiert, in einem neuen Bereich durchzustarten. Dies sind persönliche Stärken, die sich im Arbeitsalltag bezahlter machen als ein auf dem Papier vorhandenes Fachwissen oder Erfahrungen in der eigenen Branche.
Ein Blick auf Lebensläufe oder ein möglichst schnelles, persönliches Gespräch zeigt auf, welche Motivation hinter der Bewerbung und dem Wunsch nach einem Quereinstieg steckt. Echtes Interesse und eine Begeisterung für das eigene Unternehmen und eine neue Aufgabe, die authentisch herüberkommen, sind hervorragende Indikatoren für eine potenzielle Anstellung.
Wie lassen sich Quereinsteiger erreichen?
Motivierte Quereinsteiger als Unternehmen zu finden, stellt beim digitalen Recruiting kein Problem dar. So ermöglichen es viele namhafte Stellenportale, Jobs als Quereinsteiger in vielen Branchen in gesonderten Kategorien zu finden. Firmen können hier gezielt inserieren, um ihre Offenheit für Bewerber aus bislang anderen Berufsbereichen zu zeigen.
Bei Stellenanzeigen dieser Art ist klar einzugrenzen, wie fachfremd oder -nah ein möglicher Bewerber sein sollte. Auch Faktoren wie die erwartete Berufserfahrung in Jahren, der schulische Abschluss oder persönliche Stärken sollten hier stärker hervorgehoben und als Kriterien für Bewerber klarer kommuniziert werden.
Neben eignen Ausschreibungen bieten die Portale genauso die Möglichkeit, durch Profile potenzieller Interessenten zu stöbern. Gerade hier kann ein ausführlicher Eintrag die Motivation zum Ausdruck bringen, sich als Quereinsteiger mit Leib und Seele in einen neuen, beruflichen Lebensabschnitt zu stürzen.
Lohnt der Umweg über die Bundesagentur für Arbeit?
Für viele Bewerber, die eine berufliche Veränderung wünschen, ist das Arbeitsamt ein wichtiger Ansprechpartner. Es gibt viele Wege des Berufswechsels, wobei Umschulungen und Weiterbildungen gefördert werden und eine teilweise Finanzierung des Lebens sicherstellen.
Der Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit kann für Unternehmen lohnen, um sich einen generellen Überblick über die Bewerbersituation und die Chancen zu verschaffen, um Quereinsteiger für die eigenen Vakanzen zu gewinnen. Letztlich wird es jedoch immer auf den individuellen Fall und die Eignung der einzelnen Person ankommen. Diese kann auch hausintern durch das Recruiting-Team ermittelt werden, z. B. durch die gezielte Nutzung eines Jobportals mit einer gesonderten Kategorie für Quereinsteiger.
Quereinstieg Jobs - ein echtes Zukunftsmodell?
An Quereinsteiger Jobs zu vergeben, wird von vielen Firmen immer noch als letzter Kompromiss verstanden. Dies verleugnet jedoch einige Trends der Arbeitswelt. Die Bindung an einen bestimmten Arbeitgeber ist von beiden Seiten aus längst nicht mehr so eng wie in früheren Jahren. Auch der Wunsch nach neuen beruflichen Perspektiven ist bei vielen Bewerbern gegeben, besonders bei fehlenden Zukunftsaussichten in der eigenen Branche oder Region.
Wer sich zu lange Quereinsteigern verschließt, bleibt hinter der offenen Konkurrenz zurück. Liegt der Fokus zu lange auf der fachlichen Eignung und werden die persönliche Motivation und menschliche Fähigkeiten potenzieller Bewerber zu lange ignoriert, werden Wettbewerber von Quereinsteigern profitieren. Auch Bewerber selbst werden darauf hoffen, dass sich immer mehr Arbeitgeber diesem Konzept öffnen und ihr Engagement erhöhen, um durch Berufserfahrung und persönliche Stärken zu punkten.
Neue Offenheit bei der Stellenbesetzung gewinnen
Für Management und Strategie des Unternehmens bietet das Interesse an Quereinsteigern eine Alternative, die vielen Firmen nicht bewusst ist. Wenn es Entscheider schaffen, sich vom alleinigen Fokus der fachlichen Qualifikation zu lösen und offen für den Menschen hinter dem Quereinsteiger zu sein, wird dieses Modell potenziell als Goldgrube in der Stellenbesetzung erschließen können.
Chancen und Risiken sind gleichermaßen gegeben, wobei sich mögliche Probleme durch eine kluge Planung und ein geschultes Auge für den Menschen hinter dem Bewerber minimieren lassen. Und dies kann durch den Einstieg im Rahmen eines Praktikums oder die Probezeit noch minimiert werden. Schnell wird sich zeigen, wie sich ein Quereinsteiger bewährt und welchen Willen dieser mitbringt, sich in das neue Arbeits- und Aufgabenfeld hineinzudenken. Anders als die Persönlichkeit lassen sich fachliche Qualifikationen schnell verändern.
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Beitragsbild erstellt mit Bing Image Creator und Canva
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