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Lagerhaltung im Handel – Online und stationär im Vergleich

Veröffentlicht am 07. März 2022
Geschrieben von Sina Schüber

Lagerhaltung im stationären Handel und Online-Handel

Der Onlinehandel ist seit Jahren auf Wachstumskurs. Immer mehr Verbraucher gewöhnen sich daran, ihre Waren von zu Hause aus zu bestellen. Diese Entwicklung, verbunden mit den technologischen Möglichkeiten, hat die Geschäftsmodelle im Handel nachhaltig verändert. In diesem Beitrag werden die verschiedenen Möglichkeiten der Lagerhaltung beschrieben. 

 

Das Geschäftsmodell des Händlers bestimmt die Art der Lagerhaltung

Die Unterscheidung zwischen stationärem und Online-Handel greift heute viel zu kurz. Längst gibt es hybride Modelle, die offline und online miteinander kombinieren. Im reinen Onlinehandel reicht die Palette von auf eine Warengruppe spezialisierten Händlern bis um „Warenhaus“ mit extrem breiten Sortiment.

Ein Sonderfall des Online-Handels bildet der Verkauf von digitalen Produkten wie Downloadprodukten und Online-Kursen. Diese sind nicht Gegenstand der Betrachtung, da sie keine Lager benötigen.

Die Geschäftsmodelle der Händler unterscheiden sich nicht nur dadurch, ob es ein Ladengeschäft oder einen Online-Shop gibt. Weitere Faktoren sind

  • Breite der Angebotspalette
  • Verfügbarkeit der Artikel
  • Schnelligkeit der Lieferung
  • Größe und Kosten der Lagerflächen

 

Der stationäre Handel – mehr als nur Ladengeschäft mit kleinem Lagerraum

Der Fachhändler

Beim Bild vom „klassischen“ Einzelhändler ist immer noch geprägt vom Fachhändler mit begrenztem Sortiment. Die Kompetenz des Händlers besteht oft in der Sortimentsauswahl.

In Abhängigkeit vom Standort haben solche Fachhändler oft nur kleine Lagerflächen vor Ort. Die Mieten für die Ladenflächen sind gerade innerstädtisch teuer. Das Lager „verkauft“ nicht. Damit nimmt der Händler in Kauf, unter Umständen bestimmte Waren nicht vorrätig zu haben – etwa ein Kleidungsstück in einer bestimmten Farbe und Größe.

Dennoch sind auch inhabergeführte Ladengeschäfte i.d.R. schnell lieferfähig. Sie sind über Verbundgruppen und Handelsgenossenschaften zusammengeschlossen (z.B. expert oder Intersport). Diese Verbundgruppen haben teilweise eigene Läger. In jedem Fall koordinieren sie die Schnittstelle zu den Lieferanten. Über Order-, Logistik- und Abrechnungssysteme sind meistens Nachlieferungen bis zum nächsten Tag realisierbar.

In diesem Modell erfolgt die Lagerhaltung zum Teil direkt beim Lieferanten bzw. Hersteller.

 

Hybride Modelle – Ladengeschäft mit Online-Shop

Genau dieser Liefersysteme erlauben den Fachhändlern auch hybride Modelle. Das Ladengeschäft wird durch einen eigenen Online-Shop ergänzt. Dabei wird die Liefer-Logistik der Verbundgruppen genutzt. Oft unterstützen diese auch bei der Einrichtung der Shop-Systeme. So kann der stationäre Fachhändler zum Online-Händler werden.

 

Fast Moving Consumer Goods – Zentrallager als Voraussetzung

Ein anderes Modell verfolgen Lebensmittel- und Drogeriemärkte. Im Gegensatz zum Fachhändler haben sie einen wesentlich schnelleren Warenumschlag. Auch hier sind die eigenen Lagerflächen vor Ort begrenzt. Das liegt nicht nur an den Flächenmieten sondern oft auch an der Flächenverfügbarkeit.

Diese Handelsketten verfügen über verkehrsgünstige gelegene Zentralläger, über die alle Ladengeschäfte täglich beliefert werden.

 

Stationäre Händler mit großem Lagerflächenbedarf

Eine Sonderform stellen Mitnahmemärkte für Möbel oder Elektronik dar. Händler wie Ikea und Roller werben mit ihrem umfangreichen Angebot für Selbstabholer. Die benötigen umfangreiche Lagerflächen für nahezu das gesamte Sortiment.

Aus diesem Grund sind solche Händler meist an den Stadträndern, in Gewerbegebieten und Fachmarktzentren mit geringeren Flächenkosten angesiedelt.

 

Onlinehandel – mit und ohne Lagerhaltung möglich

Amazon – Großlager und schnelle Lieferfähigkeit

Bei Onlinehandel denkt man unweigerlich an Amazon. Doch der Online-Riese stellt eher eine Besonderheit dar, als das typische Geschäftsmodell. Amazon hat ein extrem breites Sortiment und wirbt mit kurzen Lieferfristen – für Prime-Kunden i.d.R. am Folgetag.

Dies ist nur umsetzbar durch eine umfangreiche Lagerhaltung. Amazon betreibt z.B. in Bad Hersfeld ein zentral gelegenes Großlager, von dem aus die Bestellungen auf die Autobahn geschickt werden.

Doch auch hier darf nicht übersehen werden, dass dieses Modell nur mit einer ausgefeilten Lager-Logistik und leistungsfähigen Nachbestell-Prozessen bei den Lieferanten betrieben werden kann.

Daneben stellt fungiert Amazon als Marktplatz für Dritthändler jeder Größe. Hier reicht die Palette vom 1-Personen-Do-it-yourself-Händler bis zum Importeuren und Produzenten. Die Hersteller können teilweise die Amazon-Logistik mit nutzen (zum Beispiel das Print-on-Demand-System für Buchautoren im KDP-Publishing). Alternativ können sie Lagerung und Logistik selbst koordinieren.

 

Spezialisierte Onlinehändler (fast) ohne eigenes Lager

Das Gegenstück zu dem breit aufgestellten Internet-Warenhaus sind spezialisierte Online-Händler. Im Extremfall beschränkt sich der Online-Shop auf eine einzige Warengruppe, wie zum Beispiel Auto-Fußmatten bei https://www.onlinefussmatten.de.

Viele dieser Händler verfügen über kein eigenes Lager und können im Extremfall aus einem einzigen Büro heraus betrieben werden. Die Lagerhaltung und Logistik erfolgt über Dropshipping. Bei diesem System wird die Ware nach Bestellung direkt vom Hersteller zum Endkunden geliefert. Ein „Umweg“ über die Räume des Händlers ist nicht nötig.

Die Marktplätze, Shopsysteme und Plattformen für solche Geschäftsmodelle sind heute im Internet in breiter Auswahl vorhanden. Sie können entweder gekauft und auf eigenen Webservern installiert werden, oder als Software-as-a-Service-Modell genutzt werden.

 

Hersteller mit eigenem Online-Shop

Während reine Händler komplett auf eine eigene Lagerhaltung verzichten können, nutzen andererseits Hersteller die Möglichkeit, Zwischenhändler zu vermeiden.

Zahlreiche Hersteller, besonders bei Marken- und Spezialprodukten, verfügen heute über eigene Online-Shops. Hier können sie ihren Kunden ihre gesamte Produktpalette zugänglich machen, während ein Händler oft nur Teile davon ins Sortiment aufnimmt.

Die Beispiele dafür sind umfangreich. So verzichtet der Barfußschuh-Spezialist Leguano nahezu komplett auf eine Zusammenarbeit mit Handelsketten. Die Produkte werden nur in eigenen Ladengeschäften und im eigenen Online-Shop angeboten.

Der Papageienfutter-Spezialist Ricos Futterkiste stellt die selbst zusammengestellten Futtermischungen nur in 2 lokalen Ladengeschäften am Stammsitz und in seinem Online-Shop bereit.

Bei diesen Modellen muss der Hersteller-Händler natürlich selbst die Lagerhaltung übernehmen. Im Falle des Futterhändlers gehört diese sogar zum Alleinstellungsmerkmal, da hier auf besonders klimatisierte Lagerräume verwiesen wird, um die Qualität der Waren sicherzustellen.

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Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/hochregal-lager-sortiment-408222/

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