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Digitale Nomaden – die Zukunft der Home-Office-Arbeiter?

Veröffentlicht am 23. Juli 2020
Geschrieben von Nadine Fischer

Digitale Nomaden – die Zukunft der Home-Office-Arbeiter?

Die Corona-Pandemie des Jahres 2020 hat das Potenzial, die Arbeitswelt vieler Menschen stärker zu verändern als so mancher Digitalisierungssprung. Die Arbeit im Home-Office wurde plötzlich in einem nie dagewesenen Umfang zur Realität und Normalität. Damit rückten zwei bisher weit voneinander entfernte Arbeitswelten ein Stück näher zusammen:

 

In den letzten Jahren wurden sie von so manchem Angestellten und Selbständigen als Exoten belächelt: Die so genannten digitalen Nomaden.
Heute könnte Ihr Lebens- und Arbeitsstil richtungsweisen sein für die stark gewachsene Gruppe der Home-Office-Arbeiter.

Denn davon ist auszugehen: Der Anteil der Home- und Remote-Arbeit wird nicht wieder auf das niedrige Vor-Corona-Niveau zurückkehren.

 

Was sind Digitale Nomaden?

Digitale Nomaden sind meist Freelancer, Selbständige und Solo-Unternehmer, die ausschließlich digital und damit ortsunabhängig arbeiten. Dieser Arbeitsstil ermöglicht es ihnen, trotz Arbeit die Welt zu bereisen. Digitale Nomaden können – wenn sie das wollen – an den Orten leben, an denen andere höchstens ihren Urlaub verbringen. Oft bleiben sie einige Wochen und Monate an einem Ort, um dann nach eigenem Interesse an einen anderen Ort weiterzuziehen.

Wie das Geschäftsmodell eines Solo-Unternehmers funktioniert, wird sehr gut in dem Buch Solopreneur: Alleine schneller zum Ziel beschrieben.

Diese beiden Faktoren – ortsunabhängiges Arbeiten und Leben an frei wählbaren Orten – bedingen sich dabei oft gegenseitig. Für so manchen Freelancer reichen die Erlöse aus der Projektarbeit nur dadurch zum leben und reisen, dass sie sich überwiegend an Orten mit sehr geringen Lebenshaltungskosten aufhalten.

 

Nach Wochen und Monaten der Remote-Arbeit durch die Pandemie-Maßnahmen dürfte so manchem der Gedanke kommen, dass der Schritt zum Leben eines digitalen Nomaden nicht mehr so groß ist. Für die Arbeit macht es schließlich keinen Unterschied, ob man im heimischen Arbeitszimmer, im eigenen Wochenendhäuschen oder in einem angemieteten Ferienhaus sitzt.

Daher stellt sich die Frage

 

Ist das Leben der Digitalen Nomaden zukunftsweisend für die Arbeitswelt?

Wir können sicher davon ausgehen, dass sich keine Heerscharen von Angestellten in das digitale Nomadenleben aufmachen werden. Doch der eine oder andere wird Schritte in diese Richtung unternehmen.

Für viele Menschen sind häufige Dienstreisen Alltag. Sie sind es längst gewohnt, in Hotelzimmern und Flughafenlounges mobil zu arbeiten. Warum sollte man dann nicht im Rahmen des eigenen Terminkalenders Hotel- und Routenplanung öfters so legen, dass man ein paar Tage an einem netten Ort Zwischenstopps einlegt und von dort aus arbeitet.

Neben Vorgaben und Erwartungen des Arbeitgebers spielen jedoch noch ein paar andere Voraussetzungen eine Rolle wenn es darum geht, stärker zum digitalen Nomaden zu werden.

 

 

Warum und wie es grundsätzlich möglich ist

Digitale Nomaden leben meist minimalistisch. Das ist für sie auch zwingend notwendig, wenn sie praktisch mit ihrem gesamten Besitz von Ort zu Ort reisen.

Praktisch alles, was ein digitaler Nomade benötigt, dürfte bei einem ordentlich ausgestatteten Remote-Arbeiter bereits vorhanden sein.

Die wichtigste Voraussetzung ist eine zuverlässige und transportable Hardware. Notebook, evtl. ein Tablet und natürlich ein Mobiltelefon sind die Grundausstattung. Ein externes Mikrofon und eine gute Webcam sind meist ebenfalls vorhanden bzw. erschwinglich in der Anschaffung.

Daneben sind eine stabile Telefon- und Datenanbindung mit ausreichender Bandbreite unverzichtbar. Sofern der Arbeitgeber das nicht bereitstellt, sollte für das Arbeiten auf Reisen der eigene Mobiltelefonvertrag überprüft werden: Wie groß ist das enthaltene Datenvolumen? Fallen beim Einsatz im Ausland zusätzliche Kosten und Gebühren an? Idealerweise ist der Anbieter auch selbst in den Zielländern aktiv. Welche eigenen Anforderungen bestehen und welche Zusatzleistungen werden ggf. benötigt? Unter diesen Gesichtspunkten sollte man einen passenden Handyvertrag auswählen.

Daneben wird natürlich ausreichender Cloud-Speicherplatz und eine mentale Bereitschaft für ein papierloses Büro benötigt. Im Home-Office am Wohnort kann man noch Platz für Handakten und Unterlagen schaffen. Auf Reisen wird das im wahrsten Sinne des Wortes zur Belastung. Außerdem müssen natürlich Datensicherung und Datenschutz gewährleistet sein.

Überhaupt ist ortsunabhängiges Arbeiten heute weniger eine Frage der Ausstattung, sondern es erfordert die passende Einstellung. Nur wer sich damit wohlfühlt, Kontakte hauptsächlich in digitalen Besprechungsräumen zu pflegen und wer praktisch an jedem Ort fokussiert arbeiten kann, wird als moderne Nomade erfolgreich sein können.

 

Warum sich das digitale Nomadentum nicht auf breite Front im Remote-Work-Bereich durchsetzen wird

Ein Aufweichen der Grenze zwischen privaten Reiseplänen und Remote Work ist sicherlich zu erwarten. Allerdings werden kaum ganze Belegschaften aus den Bürogebäuden aus- und in Hotels in aller Welt einziehen.

Das spricht dagegen:

Die heute praktizierten Home-Office-Lösungen funktionieren auch deshalb so gut, weil jeder bei Bedarf doch kurzfristig an seinen Büroarbeitsplatz zurückkehren kann. Die Reisezeit beträgt nicht mehr als die tägliche Pendelzeit zur Arbeit. So ist jeder in Notfällen schnell vor Ort, das defekte Notebook kann in der IT-Abteilung vorbeigebracht werden, doch benötigte Akten sind schnell geholt. Nicht zu vergessen: Besprechungstermine sind ohnehin nicht immer leicht abzustimmen. Wenn dann noch Zeitverschiebungen hinzukommen, werden die gewohnten Abläufe noch mehr gestört.

Außerdem hat ironischerweise gerade die Corona-Pandemie dem digitalen Nomadentum einen Rückschlag versetzt. Der große Reiz dieser Lebens- und Arbeitsform besteht ja in den ständig möglichen Ortswechseln. Das wurde durch Lockdowns, Ein- und Ausreiseverbote vieler Ländern praktisch unmöglich. Die digitalen Nomaden fanden sich plötzlich an Orte gebunden, an denen sie gar nicht so lange bleiben wollten. Nur eben nicht im heimischen Deutschland.

Tim Chimoy, einer der Vorreiter der deutschen digitalen Nomaden hat das in einem Blogartikel treffend auf den Punkt gebracht: Corona – Todesstoß für das Digitale Nomadentum?

 

Fazit

Die Corona-Pandemie hat die deutsche Arbeitswelt etwas flexibler werden lassen – organisatorisch, faktisch und in den Köpfen. Die digitalen Nomaden waren dabei mit die Wegbereiter indem sie gezeigt haben, was möglich ist.

Das extreme Reisen unter Aufgabe fast aller örtlichen Bindungen wird sich sicher nicht auf breiter Front durchsetzen. Dennoch kann man von nun an leichter zum Nomaden zwischen Büro, eigenem Zuhause und Ferienhaus werden. Auch eine Verlängerung des Aufenthalts am Familienurlaubsort sollte künftig leichter möglich sein.

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Bildquelle https://pixabay.com/de/photos/thailand-asien-koh-lanta-2113685/

 

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