Skip to main content
ANZEIGE

Erträge im Retail Banking sinken weiter

Veröffentlicht am 14. April 2013
Geschrieben von The Boston Consulting Group GmbH

Die Lage im Privatkundengeschäft wird noch schwieriger. Das von niedrigen Zinsen, starkem Wettbewerb, Kostendruck, regulatorischer Einflussnahme und hohen Risikokosten gekennzeichnete Marktumfeld schlägt sich bereits heute verstärkt in den Gewin- und-Verlust-Rechnungen der Banken nieder. Im letzten Quartal des Jahres 2012 spiegelten sich der Rückgang der Erträge und der Einbruch der Profitabilität deutlich im BCG Retail Banking Performance Index (RBPI) wider, der vierteljährlich auf Basis der Ertrags- und Ergebnisentwicklung 30 führender Retail-Banken in Europa, Nordamerika und Australien erstellt wird.

Seite 1 von 2

Die Lage im Privatkundengeschäft wird noch schwieriger. Das von niedrigen Zinsen, starkem Wettbewerb, Kostendruck, regulatorischer Einflussnahme und hohen Risikokosten gekennzeichnete Marktumfeld schlägt sich bereits heute verstärkt in den Gewin- und-Verlust-Rechnungen der Banken nieder. Im letzten Quartal des Jahres 2012 spiegelten sich der Rückgang der Erträge und der Einbruch der Profitabilität deutlich im BCG Retail Banking Performance Index (RBPI) wider, der vierteljährlich auf Basis der Ertrags- und Ergebnisentwicklung 30 führender Retail-Banken in Europa, Nordamerika und Australien erstellt wird.

Für das vierte Quartal 2012 weist der Index einen Ertragsrückgang von 110 auf 107 Indexpunkte aus. Wenngleich dies lediglich eine Veränderung um drei Prozent darstellt, so fällt der Ertragsindex damit auf den niedrigsten Stand seit 2007. Eine noch negativere Entwicklung zeigt die Profitabilität der untersuchten Banken: Sie reduziert sich um fast 40 Prozent von 68 auf 42 Indexpunkte, vor allem bedingt durch sinkende Erträge, die bei vielen Banken das Ergebnis schmälern, sowie durch steigende operative Kosten bei fast allen Instituten. Wie die BCG Retail Banking Revenue Poolsmit Prognosen bis 2017 zeigen, wird sich mittelfristig auf der Ertragsseite keine Verbesserung einstellen. Im Gegenteil: Während in den letzten Jahren jeweils eher stabile Erträge prognostiziert wurden, zeichnet sich nun eine deutliche Korrektur nach unten ab. Die jährlich veröffentlichte Studie modelliert die Entwicklung der Produkte des Retail-Banking-Marktes in Volumen, Margen und Erträgen sowie die Ertragsentwicklungen für einzelne Kanäle, Segmente und Regionen.

Erosion der Erträge setzt sich fort
Insbesondere für das Jahr 2013 ist ein starker Ertragsrückgang auf 56,0 Milliarden Euro – und damit um -4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr – zu erwarten. Aber auch für den gesamten Zeitraum von 2012 bis 2017 kündigt sich eine weitere Erosion der Erträge um durchschnittlich -1,2 Prozent pro Jahr an. Insgesamt bedeutet dies – unter Annahme einer konstant leicht positiven Entwicklung der Gesamtwirtschaft und des Zinsniveaus – bis 2017 eine Ertragsminderung um 13,2 Milliarden Euro oder 19 Prozent gegenüber 2007. Sollte sich die Eurokrise wieder verschärfen – mit entsprechenden Auswirkungen auf Konjunktur und Zinsniveau –, ist sogar mit einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang der Erträge um 4,8 Prozent auf 45,9 Milliarden Euro im Jahr 2017 zu rechnen.

Für das Kreditgeschäft ist insgesamt von einer Stagnation der Erträge, die bis 2017 nur minimal um 0,1 Prozent p. a. ansteigen werden, auszugehen. Der Margendruck nimmt weiter zu, unter anderem, weil Vorkrisenkredite in der Baufinanzierung zunehmend auslaufen und durch Neugeschäft mit niedrigem Zins ersetzt werden. Die niedrigen Zinsen sorgen gleichzeitig für Volumenzuwächse, vor allem im Konsumentenkreditgeschäft und in geringerem Umfang auch bei Baufinanzierungen. Im Bereich der Überziehungszinsen ist eine starke Reduktion der Margen und somit der Erträge zu erwarten, falls der Regulator auch hierzulande entsprechende gesetzliche Barrieren einführt, wie sie etwa in Großbritannien bereits umgesetzt wurden.

 

Volumenwachstum kann sinkende Einlagenmargen nicht ausgleichen
"Hauptursache für den Rückgang der Gesamterträge ist die dramatische Entwicklung im Einlagengeschäft", erklärt Reinhard Messenböck, Partner und Retail-Banking-Experte bei BCG. "Zwar werden, vorrangig aus Mangel an Alternativen, die Volumen in kurzfristigen Einlagenprodukten auch künftig zunehmen. Gleichzeitig sinken aber die Margen in diesen Produkten rasant infolge einer niedrigen und flachen Zinskurve in der Refinanzierungsmodellierung." Parallel bleiben klassische Sparprodukte mit längerer Laufzeit – Sparkonten und mehrjährige Zinsprodukte – aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase für die Kunden unattraktiv. Insgesamt erwarten die BCG-Experten aus diesen Effekten einen Ertragsrückgang von 4,3 Milliarden Euro bis 2017; das entspricht rund -4,7 Prozent p. a.

"Mangels alternativer Anlagemöglichkeiten und dank des erfolgreichen Jahres 2012 am Aktienmarkt sowie der weiterhin guten Entwicklung im ersten Quartal 2013 ist ein vorsichtiges Vertrauen in Aktien, Fonds und andere Wertpapierprodukte zurückgekehrt", sagt Til Klein, Partner und Retail-Banking-Experte bei BCG. "Dieses Vertrauen bleibt jedoch bis auf Weiteres sehr fragil. Bei einem neuerlichen Abschwung werden voraussichtlich Liquiditätsmittel in das Einlagengeschäft mit niedrigen Margen abfließen." Tendenziell, so zeigen die BCG-Analysen, ist eine Stagnation der Erträge von Wertpapierprodukten – mit einem Ertragswachstum von lediglich 0,2 Prozent p. a. - wahrscheinlich, aber mit anhaltendem Risiko starker Reduktionen dürfte sich erneut verstärkte Unsicherheit am Markt einstellen.

Nur ein Teil der Gesamterträge resultiert aus Neugeschäft oder Prolongationen, die durch Vertriebsmaßnahmen erreicht werden. Mehr als drei Viertel der Retail-Banking-Erträge (76 Prozent) stammen aus langfristigen Einlagen- und Anlageprodukten oder Krediten. Nach den BCG-Marktmodellen werden 2013 rund 24 Prozent der jährlichen Erträge im Retail-Banking durch Neuanlage von Geldern, durch die Aufnahme von Krediten oder durch einen Wechsel der Bankverbindung neu verteilt. Circa 17 Prozent der Erträge können dabei direkt durch Vertriebsaktivitäten erzielt werden. Bei den verbleibenden sieben Prozent des Neugeschäfts handelt es sich vornehmlich um Prolongationen, bei denen das Kreditinstitut vom Kunden selten gewechselt wird.

Obwohl 64 Prozent der Erträge bei Neugeschäften und Prolongationen durch Abschluss in Filialen zustande kommen, spielt schon jetzt das Internet mit 19 Prozent der Erträge im Neugeschäft eine bedeutende und zunehmend wichtige Rolle. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Produktgruppen. Während bei der Eröffnung eines Girokontos oder bei Wertpapierprodukten die Filiale dominiert, werden Tagesgeldkonten zu großen Teilen online bzw. Konsumentenkredite direkt am Point-of-Sale, z. B. im Elektronikmarkt oder beim Autohändler, abgeschlossen. Durch technologische Weiterentwicklungen und die bequeme Abwicklung von Onlineaufträgen für Neugeschäft wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch verstärken. 

Filialbanken müssen reagieren
Seite

Unser Hör-Tipp

Strategieexperten-Podcast

Der Podcast für Unternehmer - mit viel Input für Ihre treffsichere Positionierung, aber auch mit dem Blick auf alles, was dazugehört - von der richtigen Strategie bis zur richtigen Umsetzung im Marketing:
Strategieexperten-Podcast

B2B Werbung

Aktuelle Termine

 

  • 15.02.2024 - Online-Workshop Launch-Content geschickt planen
    Schwerpunkte, Themen, die richtigen Fragen statt starrem Planungsgerüst –Rechtzeitig ohne Stress den nächsten Launch planen
    >> zum Workshop Launch-Content >>

Buchtipps für Ihren Erfolg