Die Bedeutung der eigenen Entwicklung
Wie jedes Jahr sitzt Du zwischen Weihnachten und Neujahr wieder über Deiner Jahresplanung. Da stehen dann Ziele auf der Liste wie: Sport machen, mehr Zeit mit den Kindern, 10% mehr Umsatz und Gewinn, Urlaub auf den Malediven, ein CRM-System einführen, regelmäßige Mitarbeitergespräche, Dachboden aufräumen, die Buchhaltung optimieren, einen Porsche kaufen usw. Das ist zwar noch nicht ganz, aber fast schon wie ein Gemischtwarenladen ;-)
Und wenn dann das Jahr beginnt, dann beschwert sich der Kunde X, der Mitarbeiter Y macht nur Fehler und der Bankbeamte Z will mal wieder die Kreditlinie kürzen. Und schon bist Du wieder im alltäglichen Wahnsinn. Was fällt dem nun zum Opfer? Zuerst die Kinder, dann der Sport usw., kurz das, was wirklich wichtig ist.
Wie kann man das, was wirklich wichtig ist, beschreiben? Dazu sollten wir einfach mal zwei Schritte zurücktreten.
Wir planen nicht das Jahr, sondern unser Leben
In Wirklichkeit planen wir nicht das nächste Jahr, sondern unser ganzes Leben. Und dann stellen sich folgende Fragen: Was wollen wir in unserem Leben erreichen und wie wollen wir eigentlich leben?
Schauen wir uns das genauer an: Es kann mir niemand erzählen, dass er in seinem Leben 10 Prozent mehr Umsatz und Gewinn erreichen oder ein CRM-System einführen will. Beides macht aus dieser Perspektive überhaupt keinen Sinn!
Die Antwort finden wir nur aus dem Rückblick, nämlich indem wir uns künstlich in eine Situation versetzen, von der aus wir rückblickend unser Leben einschätzen können. Typischerweise stellt man sich dazu seine Todesstunde oder seinen 90. Geburtstag vor und überlegt dann rückblickend, was einem am Leben wertvoll erschien. Manche kommen damit nicht weiter, dann frag Dich einfach ersatzweise: Wenn Du jetzt in diesem Moment sterben würdest, was hätte Dein Leben bisher wertvoll gemacht? Das bringt meist Hinweise, von was Du gerne noch mehr hättest oder mehr tun würdest.
Wenn man diese Fragen wirklich ernst nimmt, dann fallen die ganzen Porsches und Umsatzsteigerungen weg. Übrig bleiben oft nur drei Punkte: Erstens Deine eigene Entwicklung; also der zu werden, der Du sein könntest. Zweitens Dein Beitrag zum Ganzen (oder kleiner, aber deswegen nicht unwichtiger: zum Land, zum Freundeskreis, zur Familie). Drittens: Wertvolle und intensive Momente, die Du erlebt oder sogar geschaffen hast. Für Menschen, die an einen Gott glauben, vermutlich noch viertens die Spiritualität.
Alles andere ist irgendwie nett und kann durchaus auch mal einen Kick geben, aber... Genau!
Ich glaube, Erfolg ist, wenn man in den drei eben genannten Punkten alles erreicht, was möglich war. Und dazu müssen wir sicherstellen, dass wir genau an diesen Punkten möglichst viel Zeit verbringen.
Nun können wir erst einmal filtern: Indem wir einen Dachboden aufräumen, entwickeln wir uns nicht weiter, der Beitrag zum Ganzen ist nicht wirklich vorhanden und wenn man dabei wertvolle Momente erlebt, dann braucht man dazu auch schon eine ganz besondere Geisteshaltung. Also lassen wir den Dachboden entrümpeln statt es selbst zu machen. Oder notfalls kann das Chaos dort auch noch ein Jahr bleiben – die letzten 5 Jahre war es ja auch schon da. Nach dieser Filter-Aktion ist meist schon mehr als die Hälfte der Ziele weg... Damit bleibt für die restlichen Ziele mindestens die doppelte Energie :-)
Von dem was bleibt, ist ein Aspekt besonders wichtig. Zumeist ist es so, dass wir noch gar nicht der sind, der einen solchen Beitrag zum Ganzen leisten kann wie wir uns das vorstellen. Und oft sind wir auch nicht in der Lage, jeden Moment intensiv und als wertvoll zu empfinden. Viele haben noch nicht mal einen solchen Moment am Tag, in der Woche oder im Monat.
Erhöhung unseres Potenzials
Worauf ich raus will: Um ein wirklich erfülltes Leben zu führen, das uns auch so vorkommt, müssen wir selbst ein anderer werden. Wir müssen lernen, die Momente intensiver wahrzunehmen oder gar zu gestalten. Wir müssen neue Fähigkeiten entwickeln, um wirklich den Beitrag beizusteuern, den wir möchten. Letztlich geht es darum, in Bezug auf diese drei obigen Punkte unser Potenzial zu erhöhen.
Die Basis dafür ist körperliche und mentale Energie. Darauf aufbauend: Lernen und Entwicklung.
Damit ist eine gewisse Reihenfolge für die Jahresplanung vorgegeben: Was mache ich erstens, um meine körperliche und mentale Energie zu erhöhen? Urlaub, Sport, Ernährung, Meditation etc.
Was mache ich zweitens, um mich weiterzuentwickeln? Zuerst: Wie will ich mich weiterentwickeln? Dann womit? Bücher, Seminare, Coachings etc. Aber auch die Frage, in welche herausfordernden, anspruchsvollen oder problematischen Situationen ich mich bewusst begeben will, um daran zu wachsen. Und die Frage mit welchen erfolgreichen Menschen ich Umgang haben möchte.
Was mache ich drittens, um wertvolle Momente zu erleben oder zu schenken?
Letztlich sind das die Tätigkeiten, die zu einem langfristig besseren und erfüllteren Leben führen. Die meisten werden mir dabei zustimmen. Aber selbst wenn diese Tätigkeiten so klar auf dem Jahresplan stehen, dann finden sie trotzdem oft nicht statt.
Der Irrtum mit den Möglichkeiten
Und das liegt an einem verbreiteten Irrtum. Die meisten Menschen glauben, dass es umso besser sei, je mehr Möglichkeiten sie in ihrem Leben hätten.
Ein Beispiel dafür: Wissenschaftler führten folgendes Experiment durch: Auf einem Computermonitor waren 3 Türen A, B, C abgebildet. Auf die Türen konnte man drauf klicken und dahinter war manchmal ein Gewinn und manchmal nichts. Die meisten klickten ziemlich gleich verteilt auf alle 3 Türen. Dann wurde das Experiment geändert und nur noch hinter der Türe A war ein Gewinn. Nach einiger Zeit klickten alle auf A. So weit so gut.
Jetzt wurde das Experiment nochmals geändert: Mit jedem Klick auf eine Türe wurden die anderen beiden Türen kleiner, bis sie schließlich ganz verschwanden. Und die Türe, auf die man geklickt hatte, bekam wieder ihre Originalgröße. Nun passierte Folgendes: Die meisten Teilnehmer klickten weiter auf A – dahinter waren ja die Gewinne. Das machten sie, bis die Türen B und C fast weg waren. Dann klickten sie auf B und C, damit diese wieder groß wurden. Der Verlust der Möglichkeiten wurde also höher bewertet als der sichere Gewinn hinter Türe A.
Diese Haltung ist FALSCH! Jeder kennt das im praktischen Leben: Manche halten sich die Wochenendplanung bis zuletzt offen, denn es könnte ja noch was Tolleres kommen. Irgendwann ist es zu spät und dann können sie rückblickend sagen, dass sie zu all den tollen Sachen Zeit gehabt hätten. Oder es kommt jemand anders und verplant unser Wochenende so, wie wir es ganz gewiss nicht verbringen wollten. Zum Beispiel hat uns der Lebenspartner mal wieder ein tolles Wochenende bei den Schwiegereltern verpasst ;-).
Übertragen auf unsere Jahreszielplanung heißt das für die meisten: Wir haben uns zwar entschieden, aber es könnte ja vielleicht noch was Besseres kommen und deshalb halten wir noch weitere Möglichkeiten offen. In der Realität kommt dann meist was Schlechteres wie ein Mitarbeiter, der kündigt und dann „entscheiden" wir uns für die Mitarbeitersuche statt für die eigenen Lebensziele.
Sich noch Möglichkeiten offen zu lassen, wenn man sich bereits entschieden hat, ist ein Konzept für Verlierer: Man sagt seinem Unterbewusstsein ja ganz klar, dass man sich doch nicht so hundertprozentig entschieden hat.
Entscheide zu 100% und schneide Dir bewusst den Rückweg ab!
Was heißt das praktisch? Die Jahresplanung ist also nicht fertig, wenn sie auf dem Papier steht. Erst dann, wenn wir sichergestellt haben, dass all das, was mit der eigenen Energie und der langfristigen Entwicklung zusammenhängt, wirklich stattfindet, ist die Planung fertig.
Das heißt: Wenn dort der tägliche Sport auf dem Programm steht (und man schon bislang nicht die Disziplin dafür aufbrachte), dann ist die Jahresplanung erst fertig, wenn man einen Personal Trainer, der ein ganzes Jahr lang jeden Tag auf der Matte steht, fest gebucht hat – am besten ohne Stornomöglichkeit.
Wenn der Urlaub wichtig für die eigene Energie ist, dann ist die Jahresplanung erst fertig, wenn der Urlaub gebucht ist – und zwar ohne Reiserücktrittsversicherung.
Wenn die Verbesserung der eigenen rhetorischen, strategischen oder unternehmerischen Fähigkeiten wichtig ist, um einen besseren Beitrag leisten zu können, dann ist die Jahresplanung erst fertig, wenn die entsprechenden Bücher bei Amazon bestellt oder die Seminare gebucht sind. (Leider lassen sich die Bücher zurückschicken oder ungelesen ins Regal stellen und die meisten Seminare stornieren, so dass hier noch eine zusätzliche Verpflichtung sinnvoll wäre).
Geht man gedanklich so weit, dass man bereit ist, sich sämtliche anderen Wege bewusst zu verbauen, dann kommt meist die Panik hoch: Aber was, wenn es dann unmittelbar vor dem Urlaub oder dem Seminar brennt und ich unbedingt Feuerwehr spielen muss. Die Antwort: Sorge lange vorher dafür, dass sich jemand anders darum kümmern kann und lass es brennen!
Das ist doch unrealistisch, lautet nun der nächste Einwand. Die Antwort: Das Problem ist in 99 Prozent der Fälle nicht der Brandherd, sondern unser Glaube, dieser könnte nicht ohne uns gelöscht werden und würde unsere sofortige Aufmerksamkeit erfordern. Spätestens, wenn wir krank sind, brennt es sowieso ohne uns weiter. Oder wenn, wie bei mir in diesem Jahr, der Rückflug von einem Seminar in Bali aufgrund eines Vulkanausbruchs ausfällt und deshalb eines meiner Seminare storniert werden musste. Aber warum sollten wir so lange warten? Deshalb: Lass es brennen!
Dies ist vielleicht die Schlüsselfähigkeit überhaupt, dies ist der zentrale Schlüssel zu jedem Erfolg: sich von kurzfristigen Problemen nicht in der langfristigen Entwicklung abhalten zu lassen.
Die langfristige Orientierung muss das absolute Primat bekommen und aus diesem Grund ist es zentral, alle anderen Möglichkeiten auszuschließen. Wenn Du also Dein Jahr planst, dann mach Nägel mit Köpfen, entscheide Dich zu 100% und buche den Personal Trainer, das Rhetorik-Seminar oder Deinen Urlaub jetzt!
(M)Ein Vorschlag für Deine Planung 2012 ff: die Unternehmertage! (mehr Infos hier)
Stefan Merath
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