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Online-Abschlüsse seltener als gedacht: Warum nur 3 % aller Kredite im Internet abgeschlossen werden

Veröffentlicht am 26. August 2019
Geschrieben von Kredit.de

Kredite online abschließen

„Nur 3 Prozent?“, fragen sich jetzt sicherlich die meisten. Kein Wunder, wird man doch mit Werbung für große Online-Kreditportale regelrecht überschüttet.

In jedem Wirtschafts-Newsletter gibt es Neuigkeiten zu Übernahmen, Einkäufen, Verschmelzungen von Fintechs mit Paymentanbietern oder Versicherungen. Insurtech ist das neue „Schwarz“. Wir möchten einmal beleuchten, wie die Datenlage wirklich ist und warum nicht alles, was man liest, auch geglaubt werden sollte.

Kredite, Wertpapiere, Versicherungen – was geht?

Das statistische Bundesamt hat bereits im Dezember 2018 mit seiner Statistik (Fachserie 15 Reihe 4) durch die Befragung von über 41.000 Personen mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Online-Geschäft dem Abschluss vor Ort immer noch hinterherläuft. Merkwürdig an der ganzen Sache ist jedoch: Vergleichsweise riskante, weil lang laufende Geschäfte, wie Wertpapiertransaktionen (die gerade mal 7 % aller Internetnutzer online abgeschlossen haben) und Versicherungsverträge (immerhin mit 11 %) stehen immer noch weit über den Abschlüssen für Kreditverträge. Und dies, obwohl es online inzwischen jede Menge gute Portale für den Abschluss von Krediten gibt. Einfacher geht´s kaum, wie uns die Werbung glaubhaft machen will.

Abschlüsse – persönlich vs. online

Nun, die beste Statistik ist nichts, wenn ich sie nicht selbst gefälscht habe – wer sagte das noch gleich? Eigentlich egal, denn jeder kennt doch den Spruch, so oder so ähnlich. Wer in der Finanzbranche tätig ist, kennt den Trend. Doch die großen Player, wie die Commerzbank oder die Deutsche Bank, tragen mit ihren (gefühlt jährlichen) neuen Strategien und Umwälzungen dazu bei, Ursache und Wirkung völlig durcheinanderzubringen, sodass am Ende niemand mehr zu sagen vermag, ob  jetzt tatsächlich der Kunde nach digitalen Lösungen verlangt oder ob eigentlich die Banken darin den einfacheren Weg sehen, den Personalabbau zu begründen.

 

Die neue Kundengeneration wächst heran – für jedes Vorhaben gibt es eine App, alles wird von Alexa und Co vorgekaut. Doch was es nicht gibt, ist Wissen. Zwar lässt sich alles nachlesen – und das tun auch viele –, der Großteil der Heranwachsenden möchte aber eigentlich mit Finanzen nichts zu tun haben. Denn in diesem Bereich geht es nicht nur darum, irgendetwas nachzuschlagen, sondern es ist zwingende Voraussetzung, auch Zusammenhänge zu begreifen. Solange in der Schule die Themen Steuern, Versicherungen und Finanzen nicht gelehrt werden, können die jungen Menschen auch keine Sicherheit in diesem Bereich erwerben. Und die Unsicherheit führt schließlich dazu, sich eine Bank mit Beratung zu suchen und dort den netten Rat des Angestellten zu befolgen. Der nächste Schritt führt wiederum zur günstigen Direktbank. Oder gleich zum Finanzguru. Denn sind die wichtigsten Verträge dank der persönlichen Beratung erst einmal abgeschlossen, erlauben immerhin um die 50 % der Nutzer auch anderen Apps den Zugang zum eigenen Konto. Verträge werden fleißig geteilt und gibt der elektronische Berater den Hinweis, dass die Haftpflicht-Versicherung jetzt günstig gewechselt werden kann, ist kein Rat mehr nötig. Mehr als einem Klick bedarf es dann nicht mehr.

Finanzkompetenz ausbauen UND digitale Lösungen anbieten

Die Tage der typischen Bankfiliale sind gezählt. Eine komplette Abschaffung wird es jedoch nicht geben, egal wie schnell der technologische Fortschritt voranschreitet.

Dass das Thema „Finanzen“ als Schulfach durchaus Sinn ergeben würde, können sicherlich viele in diesem Bereich tätige Menschen bestätigen. Denn wer kennt nicht die Situation, dass der Bruder, der im Finanzamt arbeitet, oder die Schwester, die seit Jahren als Lehrerin ihr Geld verdient, beim Weihnachtsessen von ihrem neuen Sparvertrag oder Riester-Bausparen sprechen, weil es doch eine so tolle Empfehlung des Beraters war. Auf die Frage nach dem Sinn und Zweck des Vertrags kann allerdings keine Antwort gegeben werden.

Dringend zu behandeln wären so wichtige Punkte wie die private Altersvorsorge, das Führen eines Haushaltsbuches sowie die kurz-, mittel- und langfristige Geldanlage. Außerdem darf selbstverständlich eine Aufklärung  über unverzichtbare Versicherungen und deren Zweck nicht fehlen, genauso wie die Information, welche Punkte bei welcher Versicherung genau geprüft werden sollten. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist schließlich nicht wie eine andere.

Wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, wird auch der digitale Marktplatz sicherlich einen Boom erleben. Der heutige aufgeklärte Mensch nutzt ja schließlich bereits allerlei „digital advisors“. Und wenn Alexa statt des Wetters ein paar Wertpapiervorschläge aus dem Hut zaubert, die zum Risikoprofil und zum Anlageverhalten des Nutzers passen, so what?!

Banker, Versicherungsspezialisten und Finanzberater mögen nun zusammenzucken, denn wer will schon wahrhaben, dass der eigene Job im Begriff ist, auszusterben? Doch das wird keineswegs der Fall sein. Veränderungen sind nicht zu umgehen, die Bemühungen der Banken, sich mit Fintechs zu verschmelzen bzw. eigene Möglichkeiten zu entwickeln, in diesem Bereich zum Marktführer zu avancieren, zeigen dies ganz deutlich. Doch selbst Einserschüler in Integralrechnung haben manchmal Probleme mit dem Einmaleins und wer in Aufsätzen regelmäßig Bestnoten abgeliefert hat, fragt auch einmal danach, ob jetzt an einer Stelle ein Komma gesetzt werden muss oder nicht.

Das Fazit ist: Berater und Spezialisten muss und wird es immer geben. Und solange die Kompetenz der Bürger in Sachen Finanzen nicht enorm ausgebaut wird, werden digitale Abschlüsse allenfalls eine Ergänzung bleiben, egal, wie viele Milliarden in diese Entwicklung investiert werden.

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Dieser Gastbeitrag wurde bereitgestellt von Kredit.de

Bei Kredit.de arbeiten Finanzexperten der unterschiedlichsten Fachrichtungen miteinander.
Die Redaktion besteht aus Wertpapierexperten, Generalisten von Banken und sogar Kreditexperten.
Tim Engelke ist einer der Redakteure und unter anderem für den Bereich Kredit zuständig

 

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