Globale Konjunkturschwäche gefährdet deutschen Mittelstand
Der deutsche Mittelstand befindet sich zur Jahresmitte im Konjunkturtief: Nur noch 36 Prozent der Mittelständler sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage rundum zufrieden – noch weniger waren es zuletzt im Krisensommer 2009 (29 Prozent). Im Januar zeigten sich hingegen noch 39 Prozent der Befragten zufrieden, vor einem Jahr war es sogar gut jeder zweite. Der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als „schlecht" oder „eher schlecht" bezeichnen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 8 auf 16 Prozent verdoppelt.
Der deutsche Mittelstand befindet sich zur Jahresmitte im Konjunkturtief: Nur noch 36 Prozent der Mittelständler sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage rundum zufrieden – noch weniger waren es zuletzt im Krisensommer 2009 (29 Prozent). Im Januar zeigten sich hingegen noch 39 Prozent der Befragten zufrieden, vor einem Jahr war es sogar gut jeder zweite. Der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als „schlecht" oder „eher schlecht" bezeichnen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 8 auf 16 Prozent verdoppelt.
Immer mehr Mittelständler sehen zudem den Zustand des eigenen Unternehmens mit Sorge: 18 Prozent der Geschäftsführer und Inhaber bezeichnen ihn als kritisch, deutlich mehr als zu Jahresbeginn (11 Prozent). Selbst 2009, auf dem Höhepunkt der Krise, hatten sich lediglich 12 Prozent Sorgen um die Existenz des eigenen Unternehmens gemacht.
Angesichts der schwächelnden Weltkonjunktur könnte sich die Situation weiter verschärfen: 36 Prozent der Mittelständler wären bei einer anhaltenden globalen Konjunkturschwäche ernsthaft gefährdet. Immerhin: Aus Sicht der Mittelständler dürfte die Talsohle erreicht sein: Vier von zehn Befragten sind der Ansicht, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten verbessern wird, lediglich sieben Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften.
Das sind Ergebnisse des aktuellen „Mittelstandsbarometers" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Die Studie wird halbjährlich durchgeführt. Ihr liegt eine Umfrage unter 700 mittelständischen Unternehmen im Juli 2013 zugrunde. Trotz der schwachen weltweiten Rahmenbedingungen setzen die Unternehmen auf einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte: Jedes zweite Unternehmen erwartet steigende Umsätze. Durchschnittlich rechnen die Befragten mit einem Umsatzplus von 1,6 Prozent – doppelt so viel wie zu Jahresbeginn (plus 0,8 Prozent). Bei den Neueinstellungen sind die Unternehmen aber dennoch vorsichtig: 18 Prozent der Befragten wollen in den kommenden Monaten Jobs schaffen, 12 Prozent wollen Stellen streichen. „Der Mittelstand leidet zunehmend unter der Stagnation in Deutschland und den fehlenden Impulsen aus dem Ausland", beobachtet Peter Englisch, Partner bei EY. „In diesen schwierigen Zeiten trennt sich die Spreu vom Weizen: Ein Teil der Mittelständler kämpft um die Existenz – immer mehr Unternehmen geraten sogar in die Insolvenz. Ein größerer Teil der Unternehmen hingegen setzt auf Wachstum und gewinnt Marktanteile hinzu." Englisch erwartet daher eine Konsolidierung im Mittelstand – zumal die Weltkonjunktur deutliche Anzeichen von Schwäche zeige und auch die Schuldenkrise in Europa längst nicht ausgestanden sei.
Aktuell scheint die Schuldenkrise aber für die Unternehmer etwas an Schrecken verloren zu haben: Vor einem halben Jahr werteten noch sieben von zehn Mittelständlern die Verunsicherung von Investoren und Unternehmen infolge der Schuldenkrise als Konjunkturrisiko für Deutschland – heute sind es nur noch 53 Prozent. Und während im Januar noch 72 Prozent der Befragten erwarteten, dass der schlimmste Teil der Schuldenkrise noch bevorstehe, sind heute noch knapp sechs von zehn Befragten (59 Prozent) dieser Meinung. Dennoch: Nach wie vor sind drei von zehn Mittelständlern der Ansicht, dass die Gemeinschaftswährung auseinanderbrechen wird.
„Die Negativmeldungen aus den europäischen Krisenstaaten gehören schon fast zum Alltag – da ist inzwischen ein Gewöhnungseffekt festzustellen", beobachtet Englisch. „Die Krise kann aber jederzeit wieder aufflammen, mit erheblichen Folgen für die Konjunktur. Für den exportstarken deutschen Mittelstand könnte das fatal werden – zumal auch die weltweite Wirtschaftsentwicklung zunehmend auf wackeligen Füßen steht."
Konjunkturflaute in Schwellenländern könnte Mittelstand empfindlich treffen
Tatsächlich wäre bei einer Fortsetzung der globalen Konjunkturschwäche jedes dritte mittelständische Unternehmen in seiner Substanz gefährdet. Diesen Ernstfall erwarten aktuell aber relativ wenige Unternehmen: Nur jeder fünfte Mittelständler geht im kommenden Halbjahr von einer Abkühlung der Weltwirtschaft aus, während 31 Prozent auf eine Erholung der Weltkonjunktur setzen. Englisch ist weniger optimistisch: „Die bisherigen Wachstumstreiber der Weltwirtschaft – China, Brasilien, Indien – zeigen durchweg deutliche Anzeichen von Schwäche. Für den exportorientierten deutschen Mittelstand wird es immer schwieriger, in diesen Märkten noch Zuwächse zu erzielen. Und die Lage in Europa ist und bleibt äußerst schwierig. Der deutsche Mittelstand sollte die weltweite Konjunkturflaute nicht unterschätzen."
Drei Viertel der Unternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel
Auch am Heimatstandort stehen die deutschen Mittelständler vor einem echten Problem: 75 Prozent der Befragten finden bereits heute nicht ausreichend geeignete Mitarbeiter, um frei werdende oder neue Stellen zu besetzen.
Und der Fachkräftemangel schlägt sich bereits in den Büchern der Mittelständler nieder: Fast zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) geben an, dass der Fachkräftemangel in ihrem Unternehmen zu realen Umsatzeinbußen führt. Bereits heute entgehen dem deutschen Mittelstand auf diese Weise hochgerechnet jährlich insgesamt 33 Milliarden Euro.
„Der Fachkräftemangel ist mittelfristig die entscheidende Herausforderung für den Mittelstand in Deutschland. Insbesondere kleinere Unternehmen und Mittelständler, deren Produkte in der breiten Bevölkerung wenig bekannt sind, werden es immer schwerer haben, qualifizierte Mitarbeiter zu finden", gibt Englisch zu bedenken. „Allerdings können die Mittelständler durchaus erfolgreiche Strategien entwickeln, um für die Fachkräfte von heute und morgen attraktiv zu sein."
So bietet bereits heute über die Hälfte der Unternehmen den Mitarbeitern Fortbildungsangebote, 47 Prozent unterstützen ältere Mitarbeiter bei ihrer Arbeitsgestaltung. Eine gezielte Ansprache von Frauen und älteren Personen verfolgen bei der Rekrutierung 37 Prozent der Befragten – noch vor zwei Jahren stand dieses Thema nur bei jedem vierten Mittelständler auf der Tagesordnung.
Und die Unternehmen suchen immer häufiger außerhalb Deutschlands nach neuen Mitarbeitern: Aktuell gehen 31 Prozent der Mittelständler auf Fachkräfte im Ausland zu, vor zwei Jahren waren es lediglich 18 Prozent. „Insbesondere in den krisengebeutelten Ländern Südeuropas gibt es zahlreiche Fachkräfte, für die ein Job in Deutschland infrage kommt – hier könnten die Unternehmen noch deutlich aktiver werden", stellt Englisch fest.
Auch im Inland gebe es noch viel Potenzial: „So sind zum Beispiel gerade Mitarbeiter mit Kindern viel zu selten im Fokus der Unternehmen." Nur drei von zehn Unternehmen haben sich die Betreuung von Mitarbeiter-Kindern zum Thema gemacht. Und mehr Geld in die Hand nehmen will ein Großteil der Unternehmen auch nicht: Lediglich jeder fünfte Mittelständler will sein Budget zur Rekrutierung, Entwicklung und Bindung von Mitarbeitern in den kommenden drei Jahren aufstocken, 17 Prozent planen hingegen sogar Budgetkürzungen.
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