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Worauf Banken beim internen Rating achten

Veröffentlicht am 02. Juni 2016
Geschrieben von Dagmar Recklies

Geht es um die Aufnahme eines Kredits haben Unternehmen derzeit recht gute Chancen. Aufgrund des allgemein niedrigen Zinsniveaus ergibt sich im Vergleich zu früheren Jahren eine deutlich geringere Kapitaldienstbelastung. Diese wirkt sich wiederum positiv auf bestimmte Kennzahlen aus, die die Banken bei der Kreditwürdigkeitsprüfung ermitteln.

Geht es um die Aufnahme eines Kredits haben Unternehmen derzeit recht gute Chancen. Aufgrund des allgemein niedrigen Zinsniveaus ergibt sich im Vergleich zu früheren Jahren eine deutlich geringere Kapitaldienstbelastung. Diese wirkt sich wiederum positiv auf bestimmte Kennzahlen aus, die die Banken bei der Kreditwürdigkeitsprüfung ermitteln.

 

Ein internes Rating ist heute Pflicht

Heute führt bei Geschäftskrediten kein Weg an den internen Ratingmodellen der Banken vorbei. Dies ist eine regulatorische Anforderung, die die Banken erfüllen müssen. Die Bankenaufsicht hat detaillierte Vorgaben an die internen Ratingsysteme der Banken erlassen. In diesem Rahmen können die Banken ihre Ratingsystem auf Basis eigener statistischer Auswertungen ihres aktuellen und historischen Kreditbestandes selbst entwickeln.

Ziel der internen Ratings ist es, das Ausfallrisiko eines Kredites zu quantifizieren. Für höhere Kreditrisiken berücksichtigen die Banken in ihrer internen Kalkulation höhere Risikokosten. Außerdem müssen sie – vereinfacht gesprochen – für höhere Kreditrisiken mehr Eigenkapital hinterlegen. Damit führt ein höheres Risiko zwangsläufig zu einem Aufschlag bei den Zinsen.

Hard und Soft Facts: Darauf kommt es an beim internen Rating

Im Rahmen der Bonitätsprüfung werden sowohl weiche als auch harte Kriterien mit unterschiedlicher Gewichtung berücksichtigt:

  • Bei den sogenannten Hard Facts handelt es sich um quantitative Faktoren, welche auf den harten Unternehmenskennzahlen beruhen.
  • Die Soft Facts sind dagegen qualitativer Natur und beziehen sich auf das politische und wirtschaftliche Umfeld. Berücksichtigung findet hier auch die Qualität des Managements sowie die Transparenz eines Unternehmens.

Auch wenn die Bedeutung der Soft Facts in den letzten Jahren gestiegen ist, nehmen die harten Faktoren nach wie vor eine dominierende Rolle ein. Rund 60 Prozent des internen Ratings werden durch die Hard Facts bestimmt.

Dennoch sollten die weichen Kriterien keinesfalls vernachlässigt werden. Schließlich hat der Firmenkundenberater bei den weichen Faktoren einen gewissen Handlungsspielraum. Dieser ergibt sich aus der Beurteilung nicht-quantifizierbarer Einflussfaktoren. Hier kann der Berater den Score im Rahmen bestimmter Vorgaben mehr oder weniger deutlich nach unten abstufen. Nach oben sind die Möglichkeiten dagegen deutlich eingeschränkt. Ohne die Soft Facts ist es ein hoher Score somit kaum zu erreichen. Im Gegensatz dazu besteht bei den Hard Facts, also den Unternehmenskennzahlen, kein Ermessensspielraum.

Je nach Geldinstitut werden bei der Bonitätsprüfung zwischen acht und zwölf Kriterien berücksichtigt, in der Mehrzahl Hard Facts.

Welche Bedeutung hat der Debt Service Coverage Ratio?

Beim Debt Service Coverage Ratio (DSCR) handelt es sich um den Schuldendienstdeckungsgrad, eine der wichtigsten Kennzahlen im internen Rating. Dabei die kompletten Zins- und Tilgungszahlungen eines Unternehmens dem freien Cashflow gegenübergestellt. Auf diese Weise können Banken nachprüfen, ob das Unternehmen seine Zahlungen aus dem laufenden Cashflow bedienen kann. Bei einem Wert von 1 sind Kapitaldienst und freier Cashflow identisch. Damit der Kredit bewilligt wird, verlangen die Banken einen DSCR zwischen 2 und 3 sehen. Hintergrund ist, dass ein Unternehmen neben dem Kapitaldienst noch zusätzlichen freien Cash Flow benötigt, z.B. zur Abdeckung nicht vorhersehbarer Liquiditätsspitzenbelastungen. Andernfalls geht der Rating Score deutlich nach unten. Für ein sehr gutes Rating müssen Unternehmen sogar einen Wert von 5 oder mehr aufweisen.

Eigenkapitalquote und Liquidität

Ein weiterer wichtiger Hard Fact ist die Eigenkapitalquote. Diese sollte nach Ansicht von Kreditexperten mindestens in einem Bereich von 15 Prozent bewegen. Um ein sehr gutes Rating zu erhalten wird ein Wert von über 25 Prozent verlangt.

Die Eigenkapitalquote ist ein Maß dafür, inwieweit das Unternehmen Verluste „abfedern“ kann, ohne in eine Überschuldung zu geraten.

Ein großzügiges Liquiditätspolster wird von den Geldinstituten ebenfalls positiv bewertet. Welche Werte hier gefordert werden bzw. wie stark diese gewichtet werden ist von Bank zu Bank unterschiedlich.

Stabiler Cashflow ist unumgänglich

Durch einen möglichst hohen und stabilen Cashflow können Unternehmen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. So führt ein höherer freier Cashflow automatisch zu einer besseren Debt Service Coverage Ratio. Nach Ansicht von Finanzexperten werden die Ratings in Zukunft noch stärker auf den Cashflow ausgerichtet. Um die Wahrscheinlichkeit der Kreditrückzahlung möglichst genau einschätzen zu können, kommt es dabei vor allem auf eine exakte Prognose der künftigen Cashflows und Bilanzentwicklungen an.

Hier ergibt sich ein wichtiger Zusammenhang zur Qualität des internen Rechnungswesens und Controllings. Unternehmen können bei ihrer Bank punkten, wenn sie die wichtigsten Daten gut aufarbeiten und möglichst transparent zur Verfügung stellen. Dies ermöglicht den Instituten eine stabilere Cashflow-Prognose. Daneben sind aussagekräftige Finanzdaten und –prognosen für die Bank auch ein Indikator für eine gute Managementqualität. Diese beeinflusst wiederum als Soft Fact das Kreditrating.

Interne Ratings erinnern an Stresstests

Vom Prinzip her ähnelt das Prognostizieren von Bilanzen und Cashflows den geforderten Stresstests der Bankenaufsicht. Früher wurden bei Überlegungen zur Zukunft ausschließlich die Nachfolgeregelung im Unternehmen sowie allgemeine Planungsrechnungen berücksichtigt. Letztere wurden zwar analysiert und beurteilt, gingen aber nicht direkt in einen Ratingscore ein.

Heute wird teilweise auch ermittelt, wie sich die Bilanzkennzahlen in bestimmten Stresssituationen entwickeln würden. Hierzu gehört beispielsweise ein wirtschaftlicher Abschwung oder der Verlust eines großen Kunden.

Die Banken nehmen dabei auch die Verflechtung des kreditnehmenden Unternehmens mit externen Geschäftspartnern sowie innerhalb einer Unternehmensgruppe unter die Lupe. So lassen sich verschiedene Kettenreaktionen ermitteln.

Je größer das Unternehmen, desto wichtiger sind externe Informationen für die Banken. Ab einer bestimmten Größenordnung werden auch externe Ratings der großen Agenturen zurate gezogen.

Fazit: Unternehmer dürfen interne Kreditratings der Banken nicht ignorieren

Das aktuell niedrige Zinsniveau sorgt derzeit dafür, dass auch Unternehmen mit einer schwächeren Bonität Chancen auf dem Kapitalmarkt haben. CFOs sollten die internen Ratings dennoch keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, da sich die Situation jederzeit auch wieder ändern kann. Deshalb ist es wichtig sich gründlich auf den Kreditantrag vorzubereiten und alle erforderlichen Informationen parat zu haben.

Selbstständige und kleinere Unternehmen können unter Umständen statt einer klassischen Bankfinanzierung auch einen Privatkredit nutzen. Das Portal kreditvonprivat.net bietet hierzu beispielsweise einen umfassenden Vergleich von Firmenkrediten, die von Nicht-Banken bereitgestellt werden.

Trotz dieser Alternative sind Unternehmer gut beraten, ein schwaches Kreditrating ihrer Bank nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Diese Kennzahl deutet schließlich auf Risiken für die künftige Entwicklung des Unternehmens hin.

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