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Dr. Google kann Arztgespräch nicht ersetzen

Veröffentlicht am 15. März 2018
Geschrieben von PwC

Zwei Drittel der Deutschen sind mit der Behandlung unzufrieden – vor allem, weil der Arzt sich zu wenig Zeit nimmt / Dennoch zählen die Bürger das deutsche Gesundheitssystem zu den Top 3 weltweit / Bei der Wahl der Klinik gewinnen Informationen aus dem Netz neben dem Rat des Hausarztes an Bedeutung / Die Skepsis gegenüber Pharmakonzernen ist ausgeprägt – Bürger wünschen sich mehr Innovationen / Über die neue elektronische Gesundheitskarte sind die Deutschen schlecht informiert / PwC-Experte Burkhart: „Zeit für den Patienten wird zum entscheidenden Qualitätsfaktor“

Zwei Drittel der Deutschen sind mit der Behandlung unzufrieden – vor allem, weil der Arzt sich zu wenig Zeit nimmt / Dennoch zählen die Bürger das deutsche Gesundheitssystem zu den Top 3 weltweit / Bei der Wahl der Klinik gewinnen Informationen aus dem Netz neben dem Rat des Hausarztes an Bedeutung / Die Skepsis gegenüber Pharmakonzernen ist ausgeprägt – Bürger wünschen sich mehr Innovationen / Über die neue elektronische Gesundheitskarte sind die Deutschen schlecht informiert / PwC-Experte Burkhart: „Zeit für den Patienten wird zum entscheidenden Qualitätsfaktor“

 

Der „Halbgott in Weiß“ ist Geschichte: Patienten, vor allem jüngere, blicken heute durchaus kritisch auf ihren Arzt. Zwei Drittel der Deutschen sind mit der ärztlichen Behandlung unzufrieden – nicht, weil sie die Kompetenz der Mediziner anzweifeln, sondern weil nach ihrer Einschätzung das Patientengespräch zu kurz kommt: 45 Prozent bemängeln, dass der Arzt sich zu wenig Zeit für sie nimmt – das äußern vor allem gesetzlich Versicherte mit 48 Prozent, während es unter den privat Versicherten nur 26 Prozent sind. Weitere Kritikpunkte sind mit jeweils 20 Prozent die Öffnungszeiten der Praxen und das Gefühl, vom Arzt und seinen Angestellten nicht ernst genommen zu werden. Das sind Ergebnisse des „Healthcare-Barometers 2018“, einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bürgern, die bereits zum vierten Mal durchgeführt wurde. Trotz ihrer Skepsis gegenüber der ärztlichen Behandlung sind die Versicherten mit der Qualität des deutschen Gesundheitswesens insgesamt aber zufrieden – für die Mehrheit (59 Prozent) gehört es zu den drei besten Systemen der Welt. Gegenüber der Vorjahresbefragung ist dieser Wert allerdings erkennbar gesunken: Im Jahr 2017 zählten noch 64 Prozent Deutschland zu den Spitzenreitern.

„Der mündige Patient, den das Gesundheitswesen lange gefordert hat, ist Wirklichkeit geworden. Versicherte heute, insbesondere die unter 55-Jährigen, wünschen sich ein Miteinander auf Augenhöhe zwischen Arzt und Patient.“

Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen & Pharma bei PwC Deutschland

Michael Burkhart weiter: „Die Zeit, die sich ein Arzt für seinen Patienten nehmen kann, ist zu einem entscheidenden Qualitätsfaktor geworden. Umso wichtiger ist es, dass Ärzte die Zeit, die sie etwa durch den Einsatz innovativer Technologien gewinnen, in den Patienten investieren, den Kontakt auch über digitale Schnittstellen pflegen und ihren Service ausbauen. Der Wunsch der Patienten nach mehr Zeit erfordert aber ebenso ein Umdenken im Gesundheitssystem: Patientengespräche sollten bei der Honorierung von Ärzten stärker berücksichtigt werden.“

Jeder zweite Deutsche fühlt sich im Krankenhaus gut behandelt

Und wie beurteilen die Deutschen die Behandlung im Krankenhaus? Vergleichsweise positiv, wie die PwC-Studie zeigt – 53 Prozent bewerten die Versorgung in der Klinik als „gut“ oder sogar „sehr gut“. Dieser Wert ist gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben. Ein entscheidender Faktor ist die Qualität der Klinik. Bei der Auswahl des Hauses ziehen die Deutschen in erster Linie ihren Hausarzt zu Rate, wie 61 Prozent bestätigen, oder holen sich Rat im Freundeskreis (42 Prozent). Immer mehr Bürger informieren sich aber im Netz – über die Homepage der Klinik oder über Bewertungsportale im Internet (jeweils 38 Prozent). Diese Werte sind gegenüber den Vorjahren erkennbar gestiegen.

Die Mehrheit ist mit den Leistungen der Krankenkasse zufrieden

Wie die Bürger das Gesundheitswesen bewerten, hängt auch von der Wahl der Krankenkasse ab. Das Leistungsangebot ihrer Krankenkasse stufen gesetzlich Versicherte etwas schlechter ein als Privatpatienten. So bestätigen 77 Prozent der gesetzlich Versicherten, dass sie alle notwendigen Leistungen für eine gute medizinische Versorgung bekommen, während unter den privat Versicherten 85 Prozent dieser Aussage zustimmen. Trotz dieser Unterschiede sind die Versicherten in Deutschland insgesamt mit ihrer Krankenkasse zufrieden, wie 84 Prozent angeben, und das überraschenderweise unabhängig davon, ob sie GKV- oder PKV-Mitglied sind – die Werte unterscheiden sich kaum. Insofern ist fraglich, ob die derzeit politisch diskutierte Bürgerversicherung tatsächlich für ein stärkeres Gerechtigkeitsempfinden im Gesundheitswesen sorgen kann.

Pharmaunternehmen haben nach wie vor ein negatives Image

Kritisch begegnen die Deutschen den Pharmaunternehmen: Für 72 Prozent sind sie „auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmen, die zu Lasten der Sozialkassen wirtschaften“, während lediglich 18 Prozent sie für Innovationstreiber halten, die mit ihren Produkten Krankheiten heilen. Dieses Bild hat sich gegenüber dem Vorjahr nur leicht gebessert. Noch wichtiger als günstige Preise durch Generika ist den Deutschen die Hoffnung auf Heilung: So wünschen sich 62 Prozent der Befragten, dass die Konzerne innovative neue Medikamente entwickeln.

Wenig Wissen über die neue elektronische Gesundheitskarte

Hohe Erwartungen sind im Gesundheitswesen mit der elektronischen Gesundheitskarte der zweiten Generation verbunden, doch ihre neuen Funktionen sind bei einem großen Teil der Versicherten noch gar nicht angekommen: 41 Prozent der Bürger wissen darüber nicht Bescheid, während 40 Prozent über ihre Krankenkasse informiert wurden und 19 Prozent sich selbst erkundigt haben. „Die neue elektronische Gesundheitskarte wird künftig die Kommunikation unter den Leistungserbringern verbessern und damit auch die Zufriedenheit der Patienten mit dem Gesundheitssystem erhöhen“, prognostiziert Michael Burkhart. „Doch die Möglichkeiten der Digitalisierung der Medizin sind damit noch lange nicht ausgeschöpft.“

 

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