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Deutsche Konzerne im Aufwärtstrend – Zahl der Prognoseanhebungen steigt auf Rekordniveau

Veröffentlicht am 06. September 2017
Geschrieben von Ernst & Young

Zahl der Prognoseanhebungen im Prime Standard im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt - DAX: Neun Unternehmen erhöhen Prognose – nur eine Gewinnwarnung - Kurse fallen nach Gewinnwarnungen binnen einer Woche um durchschnittlich sieben Prozent - Aufwärtskorrekturen führen zu Kursanstieg von fünf Prozent - Die größten Risiken: Protektionismus, starker Euro und Entwicklung in Großbritannien

Zahl der Prognoseanhebungen im Prime Standard im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt - DAX: Neun Unternehmen erhöhen Prognose – nur eine Gewinnwarnung - Kurse fallen nach Gewinnwarnungen binnen einer Woche um durchschnittlich sieben Prozent - Aufwärtskorrekturen führen zu Kursanstieg von fünf Prozent - Die größten Risiken: Protektionismus, starker Euro und Entwicklung in Großbritannien

Die gute Entwicklung der deutschen Konzerne übertrifft ihre eigenen Erwartungen: Im ersten Halbjahr wurden von den insgesamt 300 im Prime Standard gelisteten Unternehmen 107 sogenannte Gewinn- oder Umsatzerwartungen veröffentlicht – also Meldungen, dass die zuvor veröffentlichten Prognosen in diesem Jahr voraussichtlich übertroffen werden. Das ist der höchste Stand seit 2011 und entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als 44 derartige Meldungen gezählt wurden, um 143 Prozent.

Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Umsatz- oder Gewinnwarnungen: von 27 auf 29, was ebenfalls der höchste Wert seit 2011 ist.

36 Prozent der im Prime Standard gelisteten Unternehmen mussten im ersten Halbjahr mindestens einmal ihre eigene Prognose kassieren – 29 Prozent korrigierten sie nach oben, sieben Prozent nach unten. Im Vergleich der Indizes erwiesen sich vor allem die Prognosen der SDAX-Konzerne als wenig zuverlässig: 46 Prozent der SDAX-Unternehmen haben im ersten Halbjahr ihre Prognosen angepasst – in 23 Fällen nach oben, in sieben Fällen nach unten. Von den DAX-Konzernen haben in den ersten sechs Monaten 33 Prozent der Unternehmen ihren Ausblick korrigiert, bei den TecDAX-Unternehmen lag der Anteil bei 40 Prozent, im MDAX waren es 24 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen in den Jahren 2011 bis Mitte 2017 untersucht. Für die Analyse wurden alle 300 Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse betrachtet.

„Trotz der nach wie vor hohen politischen Unsicherheit haben die deutschen Konzerne einen überraschend starken Jahresstart hingelegt. Dank einer positiven weltweiten Konjunkturentwicklung, niedriger Zinsen und vor allem einer deutlich anziehenden Nachfrage in Europa entwickeln sich die Geschäfte gut – besser als viele Unternehmen es zu Jahresbeginn erwartet hatten“

beobachtet Marc Förstemann, Partner bei EY in der operativen Restrukturierungsberatung.

Die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen und Unsicherheiten hinterlassen allerdings durchaus Spuren im operativen Geschäft vieler deutscher Unternehmen, ergänzt Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY:

„Auch wenn es unterm Strich bei den meisten Unternehmen derzeit eher positive als negative Abweichungen von den eigenen Prognosen gibt, zeigt die hohe Zahl von Prognosekorrekturen vor allem eins: Die Unternehmen tun sich schwer, belastbare Prognosen abzugeben. Die wirtschaftlichen, politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen ändern sich derzeit sehr schnell. Hinzu kommen der rasche technologische Wandel und der immer stärkere Druck auf die Geschäftsmodelle. In diesem Umfeld werden Prognosen schnell Makulatur.“

Bemerkenswert sei, dass erheblich mehr Unternehmen ihre Prognosen übertroffen als verpasst haben, so Steinbach: „Viele Unternehmen waren zu Jahresbeginn sehr vorsichtig mit ihrem Ausblick – und das durchaus zu Recht. Denn damals wie heute stehen den Chancen erhebliche politische wie wirtschaftliche Risiken gegenüber – auch und gerade für die exportorientierten deutschen Unternehmen. Allerdings laufen die Unternehmen bei derart vielen Prognosekorrekturen Gefahr, bei Investoren an Glaubwürdigkeit zu verlieren, denn Anleger erwarten vom Unternehmen eine plausible und realistische Ergebnisprognose und machen diese zur Grundlage von Investitionsentscheidungen.“

Gewinnwarnungen lassen Kurse fallen

Im Durchschnitt sanken die Kurse der betroffenen Unternehmen am Tag der Gewinnwarnung um sechs Prozent und konnten sich auch in der Folgewoche nicht wieder erholen – im Gegenteil: Eine Woche nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung lag der Aktienkurs im Durchschnitt um sieben Prozent niedriger als vor der Ad-hoc-Meldung. Wenn hingegen Unternehmen ein Übertreffen ihrer Gewinnprognosen ankündigten, führte das im Schnitt zu einem unmittelbaren Anstieg des Aktienkurses um drei Prozent – der sieben Tage später auf ein Plus von fünf Prozent stieg. „Wie schon in den vergangenen Jahren wurden Gewinnwarnungen von den Anlegern stärker bestraft, als Anhebungen der Prognosen belohnt wurden“, kommentiert Steinbach. Allerdings fiel die Korrektur bei einer Gewinnwarnung auch doppelt so stark aus wie bei einer Gewinnerwartung: Im Schnitt korrigierten die betroffenen Unternehmen ihre Gewinnprognosen um 30 Prozent nach unten bzw. nur um 15 Prozent nach oben, was womöglich ein weiteres Zeichen für das eher vorsichtige Agieren der Unternehmen beim Formulieren auch angepasster Prognosen ist.

Unsicherheiten bleiben groß

In den kommenden Monaten dürfte sich die insgesamt positive Entwicklung des ersten Halbjahres fortsetzen – und mit der Vorlage der Halbjahreszahlen hat in den ersten Wochen des zweiten Halbjahres auch ein ganzer Schwung an DAX-Konzernen – etwa Adidas, BASF, BMW, Telekom, Lufthansa, Volkswagen und Allianz – die Prognosen für das Gesamtjahr angehoben, während mit Merck nur ein Unternehmen seine Umsatzprognose senkte.

In Summe bleiben die Risiken aber weiter hoch, so dass die Unternehmen gut daran tun, die Situation genau zu beobachten, warnt Förstemann: „Der regionale Absatz, der Wareneinkauf, Lieferketten und Währungsschwankungen sind in so einem volatilen Umfeld sehr genau im Auge zu behalten.“ Neben einem weiteren Anstieg des Eurokurses und einer möglichen Verschärfung protektionistischer Tendenzen wertet er die weitere Entwicklung in Großbritannien als eines der größten Risiken auch für die deutschen Unternehmen:

„Bislang ist zwar der zunächst erwartete kräftige Konjunktureinbruch in Großbritannien nach dem Brexit-Votum ausgeblieben. Allerdings mehrten sich zuletzt die Anzeichen, dass sich die Lage auf diesem für deutsche Unternehmen sehr wichtigen Markt eintrübt.“

Und auch die deutsche Automobilindustrie befinde sich in schwierigem Fahrwasser, so Förstemann:

„Die operative Entwicklung der Autobauer und -zulieferer ist zwar immer noch gut. Aber der Druck auf die Branche hat enorm zugenommen, ihr Erfolg wird von Betrugs- und Kartellvorwürfen und dem beschleunigten Trend in Richtung Elektromobilität überschattet. Auch die Restwertrisiken in den Portfolios der Finanzierungstöchter steigen weiter.“

In solch unsicheren Zeiten tun die Unternehmen gut daran, sich gegen mögliche externe Schocks soweit wie möglich zu immunisieren und an ihrer eigenen Agilität zu arbeiten:

„Die politische und konjunkturelle Großwetterlage bleibt unsicher – die Unternehmen können nur versuchen, sich so aufzustellen, dass Wahrungsschwankungen, regionale Nachfrageeinbrüche Importzölle oder gar Handelskriege sie nicht auf dem falschen Fuß erwischen.“

Förstemann rechnet daher mit verstärkten Bemühungen der Unternehmen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Krisen zu erhöhen, einer noch stärkeren Lokalisierung der Produktion und weiterhin kräftigen Zukäufen in Wachstumsmärkten.

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