Wachstumsschub durch Kreislaufwirtschaft
Die „Circular Economy“ könnte bis zum Jahr 2030 global rund 4,5 Billionen US-Dollar zusätzliche Wirtschaftsleistung generieren. Zu diesem Schluss kommt eine Beratungsgesellschaft in einer aktuellen Projektion.
Die „Circular Economy“ könnte bis zum Jahr 2030 global rund 4,5 Billionen US-Dollar zusätzliche Wirtschaftsleistung generieren. Zu diesem Schluss kommt eine Beratungsgesellschaft in einer aktuellen Projektion.
Gleichzeitig präsentiert der Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister in einem neuen Buch fünf Geschäftsoptionen für die Circular Economy, mit deren Hilfe Unternehmen wirtschaftliches Wachstum vollständig vom Verbrauch natürlicher Ressourcen abkoppeln können – und zugleich wettbewerbsfähiger werden.
Im Buch „Wertschöpfung statt Verschwendung“ zeigt Accenture Strategy, dass im Jahr 2030 eine Lücke von mehr als sieben Milliarden Tonnen zwischen dem Angebot und der Nachfrage natürlicher Ressourcen klaffen dürfte. Dies entspricht dem Gesamtressourcenverbrauch in Nordamerika im Jahr 2014. Die Konsequenzen sind erheblich. So könnte dieses Defizit bis ins Jahr 2030 zu einem globalen Wachstumseinbruch von 4,5 Billionen und bis 2050 von 25 Billionen US-Dollar führen.
Die Autoren von „Wertschöpfung statt Verschwendung“ führen ins Feld, dass die realen Rohstoffpreise zwischen 1960 und 2000 trotz steigender Nachfrage zurückgegangen sind. Dies hat zu verschiedenen Formen der Verschwendung geführt – etwa von Energie und Materialien, die nur einmal genutzt werden, von Produkten, die nach kurzer Zeit weggeworfen werden, oder von Vermögenswerten wie zum Beispiel Autos, die über den Großteil ihrer Lebensdauer nicht genutzt werden. Seit der Jahrtausendwende sind die Rohstoffpreise hingegen nicht nur gestiegen, sondern auch volatiler geworden. Angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums, der ungebrochenen Konsumfreude und der Urbanisierung wird die Versorgung mit vielen natürlichen Ressourcen immer unsicherer.
„Die Wegwerfmentalität, die unseren traditionellen, linearen Geschäftsmodellen zugrunde liegt, droht das Wirtschaftswachstum zu ersticken. Zum einen sind die Rohstoffpreise immer schwerer zu kalkulieren, zum anderen steigen die Kosten durch die Abhängigkeit von einem zunehmend instabilen Angebot eingeschränkter Ressourcen“
sagt Peter Lacy, Managing Director bei Accenture Strategy und Co-Autor des Buches. „Unternehmen, die im Rahmen neuer Geschäftsoptionen auf Wertschöpfung statt Verschwendung setzen, werden wettbewerbsfähiger – und können ihren Umsatz zugleich über neue innovative Services befeuern.“
Um dieser Herausforderung zu begegnen stellt das Buch von Accenture Strategy fünf Geschäftsoptionen der Circular Economy vor:
- Kollaborationsplattformen nutzen digitale Technologien, um die Auslastung wenig genutzter Vermögenswerte wie Hotelzimmer, Fahrzeuge oder Konsumgüter zu maximieren. Laut den Autoren werden 80 Prozent der typischen Haushaltsgegenstände in den entwickelten Volkswirtschaften nur einmal im Monat genutzt.
- Product as a Service-Modelle ersetzen eigentumsbasierte Modelle durch einsatzbasierte Services – so tritt etwa der Verkauf von Fahrtzeit an die Stelle des Verkaufs von Autos. Diese Services setzen für die Unternehmen einen Anreiz, ihre Produkte länger zu erhalten und neue Dienste anzubieten wie zum Beispiel die vorausschauende Instandhaltung oder eine höhere Kraftstoffeffizienz.
- Modelle zur Lebenszyklusverlängerung setzen auf die Wiederherstellung oder Reparatur gebrauchter Produkte, sodass sie länger genutzt werden, ob durch bestehende oder neue Kunden.
- Die Circular-Supply-Chain ermöglicht es Lieferanten und Partnern, erneuerbare Materialien einzusetzen und Recyclingmaterial wiederholt zu verwenden, so Kosten zu sparen und die Zuverlässigkeit ihrer Lieferkette zu erhöhen. So nutzt beispielsweise ein Bekleidungsunternehmen bewusst neue Materialien, um auf diese Weise mit dem Baumwollanbau verbundene Umweltschäden und Risiken zu minimieren.
- Wiederherstellung & Recycling sparen Kosten und reduzieren das Abfall- sowie Deponieaufkommen. Einige große Unternehmen verwenden schon heute 100 Prozent des an bestimmten Produktionsstätten erzeugten Abfalls wieder.
Digitale Strategien als Katalysator der Kreislaufwirtschaft
Der digitale Fortschritt wird die Durchsetzung der Circular Economy dem Buch zufolge zusätzlich beschleunigen. Viele Unternehmen nutzen beispielsweise Kombinationen aus mobiler Technologie, Maschine-zu-Maschine-(M2M)-Kommunikation und Datenanalysen, um Angebot und Nachfrage für wenig genutzte Vermögenswerte und Produkte zusammenzubringen.
„Bislang hat nur eine Reihe von Pionieren Beispiele für die Kreislaufwirtschaft erfolgreich umgesetzt. Doch heute bietet sich dank neuer digitaler Technologien eine Chance für alle Unternehmen, Geschäftsoptionen der Circular Economy in den Mittelpunkt ihrer globalen Strategie zu rücken“
sagt Philipp Buddemeier, Senior Manager bei Accenture Strategy und Co-Autor von „Wertschöpfung statt Verschwendung“. „Damit diese Optionen im großen Maßstab umgesetzt werden können, müssen Unternehmen auch neue, funktionsübergreifende Kompetenzen in ihre Wertschöpfungskette integrieren.“
Folgenden Fähigkeiten sollten Unternehmen entwickeln, um die Geschäftsmodelle der Circular Economy erfolgreich umzusetzen:
- Organisation komplexer Netzwerke, in denen Lieferanten und Partner zusammenarbeiten, um aus Abfall Wert zu generieren
- Konzeption ihrer Produkte für mehrere Lebenszyklen und Entwicklung von Dienstleistungen auf Basis der Wiederverwertung dieser Produkte, was eine engere Verbindung zwischen Produktdesign und After Sales Services erfordert
- Sicherung eines zirkulären Angebots, indem erstens die Rolle der Beschaffung neu gedacht und zweitens sichergestellt wird, dass die wieder aufbereiteten Rohstoffe erneut für die Produktion verwendet werden können
- Investitionen in den dauerhaften Austausch mit dem Kunden, um einen aufnahmefähigen Markt für wiederhergestellte Produkte zu entwickeln und in der Shared Economy wettbewerbsfähig zu bleiben
- Etablieren von Rücknahmeketten mit Partnern und Lieferanten, um die Qualität und Zuverlässigkeit der recycelten und wiederaufbereiteten Rohstoffe zu steigern
„Der wesentliche Treiber der Circular Economy besteht in ihren Chancen – nicht in der Knappheit natürlicher Ressourcen an sich“
sagt Peter Lacy. „Unternehmen werden künftig stärker wachsen, wenn sie ihre Ressourcen so lange wie möglich wirtschaftlich nutzbar halten. Heute ist Abfall in den Geschäftsmodellen der meisten Unternehmen tief verankert. Sie müssen demnach eine Reihe von Schritten gehen, um Verschwendung in Wohlstand zu verwandeln. Aber diejenigen, die dort zuerst ankommen, können den Circular Advantage nutzen und sich von ihren Wettbewerbern abheben.“
Link zum Buch Wertschöpfung statt Verschwendung: Die Zukunft gehört der Kreislaufwirtschaft
von Peter Lacy, Jakob Rutqvist und Philipp Buddemeier
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