Review - Ein Jahr Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)
Über ein Jahr nach Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) steht fest: Die Manager Alternativer Investmentfonds (AIF) sehen die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen vorwiegend als Chance und weniger als Hindernis. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unter 100 Marktteilnehmern, die zusammen 300 Milliarden Euro Vermögen verwalten. Es ist die erste große Erhebung dieser Art seit Inkrafttreten des Gesetzes am 22. Juli 2013.
Über ein Jahr nach Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) steht fest: Die Manager Alternativer Investmentfonds (AIF) sehen die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen vorwiegend als Chance und weniger als Hindernis. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage unter 100 Marktteilnehmern, die zusammen 300 Milliarden Euro Vermögen verwalten. Es ist die erste große Erhebung dieser Art seit Inkrafttreten des Gesetzes am 22. Juli 2013.
Durchgeführt wurde sie von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC sowie dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und dem bsi Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen e.V.
Die zentrale Erkenntnis: Die Anbieter haben alle Anstrengungen unternommen, um dem KAGB zu entsprechen und eine Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) zu erhalten. Sie ordneten Strukturen und Prozesse neu, krempelten ihre Organisation um und setzen neue Prioritäten bei Transparenz, Risikomanagement und Compliance. Susanne Eickermann-Riepe, Partnerin Asset Management bei PwC, kommentiert: „Die meisten Manager alternativer Investmentfonds haben erkannt, dass die gestiegenen Anforderungen zu einer Konsolidierung der Branche führen werden und die Veränderungen bei weitem noch nicht abgeschlossen sind. Die alten und neuen, erstmals regulierten Manager haben die Herausforderungen aber angenommen. Die Anleger können sich nunmehr auf ein einheitliches Regulierungs- und Anlegerschutzniveau verlassen. Dieses Umfeld bietet auch und gerade wegen der Neuordnung des Marktes interessante Geschäftschancen".
Mit dem KAGB hat der Gesetzgeber 2013 eine einheitliche Grundlage für die gesamte Investmentbranche geschaffen. Im Kern geht es darum, für alle Marktteilnehmer gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen. Erstmals sind nun nicht mehr nur offene Investmentvermögen und Spezialfonds reguliert, sondern auch geschlossene Alternative Investmentfonds (AIF) einem umfassenden Regelwerk unterworfen. So sieht das KAGB zum Beispiel vor, dass die Funktionen Risikomanagement und Compliance aufgebaut werden müssen und eine regelmäßige Bewertung der Assets unter anderem durch externe Bewerter vorzunehmen ist. Eine Verwahrstelle muss als Kontrollinstanz die Freigabe wesentlicher Entscheidungen im Sinne der Vertragsvereinbarungen absegnen. Zudem muss ein umfangreiches Reporting an die Aufsicht monatlich, quartalsweise und jährlich erfolgen.
Harte Zeiten für kleine Marktteilnehmer
Dies alles geht einher mit höherem Aufwand für die Regulierung. Die Befragten waren daher überwiegend (60 Prozent) der Meinung, dass sich die Anzahl der AIF-Manager bis 2020 verringern wird. Die Gründe dafür sehen die Unternehmen vor allem in den hohen Anforderungen und Einstiegshürden für kleine Marktteilnehmer, die den hohen Kosten nicht standhalten können und den Markt deshalb verlassen werden. Fusionen, Übernahmen oder Kooperationen sind daher wahrscheinlich.
Hinsichtlich der zukünftigen Umsatzerwartung war das Meinungsbild eher uneinheitlich, die Mehrzahl geht von einem gleichbleibenden (35 Prozent) oder steigenden Umsatz (43 Prozent) der Manager alternativer Assets aus. Knapp ein Viertel (22 Prozent) der Befragten rechnet mit einem verringerten Umsatz. Bei den etablierten Dienstleistern wird mehr Geschäft erwartet, insbesondere in der Fondsadministration. Allerdings sind sich die Marktteilnehmer bewusst, dass neue in diesen Markt drängende Anbieter auch Einfluss auf die Preisgestaltung haben werden.
Immobilieninvestitionen stark nachgefragt
Mit Blick auf die Nachfrage nach den einzelnen Asset-Klassen liegen die Immobilien ganz klar vorne: Der Großteil der Befragten (78 Prozent) geht davon aus, dass die Nachfrage nach Immobilieninvestitionen bis 2020 steigen wird. Kein einziges Unternehmen befürchtet einen Rückgang in dieser Asset-Klasse.
Auch für Axel von Goldbeck, Sprecher der Geschäftsführung, ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, steht fest: „Die Umfrage bestätigt den Trend, der durch das anhaltend niedrige Zinsniveau begünstigt wird: Bis 2020 steigt die Nachfrage nach Immobilieninvestments weiter an. Daher ist es folgerichtig, dass keines der befragten Unternehmen einen Rückgang in dieser Asset-Klasse befürchtet. Besonders der deutsche Immobilienmarkt profitiert in den kommenden Jahren von transparenten und sicheren Investitionsgelegenheiten. Trotz der starken Nachfrage sehen wir aktuell keine Immobilienblase. Gleichwohl ist die Gefahr einer Konsolidierung im Zeitraum bis 2020 nicht zu unterschätzen." Auch für Infrastruktur, Private Equity und erneuerbare Energien wird bis 2020 ein hohes Wachstum erwartet. Den größten Nachfragerückgang sehen die Studienteilnehmer im Bereich der Schifffahrts- und der Containerindustrie.
Nachfrage der Investoren nach offenen AIFs weiterhin steigend
Einen wichtigen Raum in der Befragung nahmen zudem die Erwartungen hinsichtlich des Verhaltens der Investoren nach Einführung des KAGB ein. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Nachfrage institutioneller Investoren nach offenen AIFs steigen wird; lediglich 36 Prozent sehen hier eine Stagnation. Als Haupttreiber sehen sie die Versicherungen, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld weiterhin auf der Suche nach Rendite sind. Demgegenüber erwartet ein Großteil der befragten Unternehmen allerdings rückläufige oder stagnierende Nachfrage privater Anleger.
Als Profiteure des neuen Gesetzes wurden in der Umfrage auch die AIF-Verwahrstellen genannt. Sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch des Umsatzes sehen die Befragten eine Steigerung. Ein Umsatzanstieg wird sogar von 79Prozent der Befragten erwartet. Das zusätzliche Umsatzpotenzial entsteht vor allem im Bereich der geschlossenen AIF, denn diese benötigen seit der KAGB-Einführung erstmals eine Verwahrstelle.
Die Verwahrstellen selbst haben sich ebenfalls schnell in ihre neue Rolle hineingefunden, sehen allerdings die Haftungsrisiken als nicht gelöst. Die größten Risiken aus Sicht der AIF-Verwahrstellen betreffen die ungeklärten Fragen beim Cash-Monitoring oder bei der Delegation von Verwahraufgaben. Ein Versicherungsschutz sei nur mit hohen Kosten zu erreichen.
Langwieriger Zulassungsprozess
Mit dem KAGB hat der Gesetzgeber zudem massiv in die Vergütungsstruktur der Manager eingegriffen. So dürfen die Vergütungssysteme keine Anreize mehr bieten, unangemessen hohe Risiken einzugehen. Viele Asset Manager empfanden den Zulassungsprozess daher mit Blick auf neue Strukturen bei Vergütung und Risikomanagement als herausfordernd. Insgesamt war jedoch ein Großteil der Branche auf die dafür notwendigen hohen Umsetzungskosten vorbereitet. Oft unterschätzt wurden gleichwohl die Kosten der internen Umsetzung der KAGB-Anforderungen. Fast zwei Drittel der befragten AIF-Manager haben nunmehr eine Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) beantragt. Allerdings: Nur die Hälfte hat diese bereits erhalten.
Branche kommt wieder in ruhigeres Fahrwasser
Rechtsanwalt Eric Romba, Sprecher und Hauptgeschäftsführer des bsi Bundesverbandes Sachwerte und Investmentvermögen e.V., sagt: „Das KAGB ist ein richtiges und wichtiges Gesetz. Es schafft gleiche Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer. Die praktische Anwendung und Umsetzung ist zwar herausfordernd. Wir sind aber sicher, dass sich die ungeklärten Fragen, insbesondere die Problemfelder, im Dialog zwischen Verband, Aufsicht und Politik abarbeiten lassen. Im kommenden Jahr wird die Branche in ruhigeres Fahrwasser kommen, die Abläufe werden eingespielt sein und das Kerngeschäft wird wieder in den Fokus rücken: Gute Produkte machen!"
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