Bei Lebensmitteln ist es eine Selbstverständlichkeit – sie haben ein Ablaufdatum. Danach sieht man sie zumindest sehr kritisch an, bevor man sie noch verwendet. Warum tun wir das Gleiche eigentlich nicht auch bei den vielen expliziten und ungeschriebenen Regeln, die unseren persönlichen oder geschäftlichen Alltag strukturieren?
Bitte halten Sie jetzt mal einen Moment inne und denken Sie über Ihr berufliches Umfeld nach. Fällt Ihnen spontan eine Regel oder Vorgehensweise ein, die vielleicht irgendwann einmal sinnvoll war, jetzt aber nur noch befolgt wird, weil sie eben da ist? Was würde passieren, wenn Sie diese Regel ab heute ignorieren?
Ich bin sicher, Ihnen fällt da etwas ein. Mir auch. Ein paar Beispiele aus persönlichem Erleben:
Fast alle dieser heute sinnlosen Regeln wurden irgendwann einmal aus gutem Grund eingeführt. Sie wurden benötigt, um ein bestimmtes Problem zu lösen oder einer neuen Situation gerecht zu werden. Die Kennzahlen waren einmal steuerungsrelevant. Die Vier-Augen-Kontrolle war für die Qualitätssicherung unerlässlich.
Doch heute sind die Umstände andere. Das Unternehmen wird längst nach anderen Größen gesteuert. Die Qualitätssicherung erfolgt über automatische Prüfroutinen. Warum nehmen wir so viele dieser unnötig gewordenen Regeln widerspruchslos hin?
Ein paar Gründe fallen mir ein, doch gute Gründe sind das nicht:
Es ist offensichtlich, wie absurd das Festhalten an veralteten Regeln oft ist.
Wäre es nicht viel besser, man gibt jeder Regel – wie Lebensmitteln – ein Ablaufdatum mit? Nach einem vorgegebenen Zeitraum wird die Regel neu beurteilt:
Ist sie noch nützlich, dann bleibt sie bis zum nächsten Reviewtermin bestehen. Wenn nicht, dann wird sie entweder angepasst oder sie kann entfallen.
Und falls Sie jetzt denken „Das bekomme ich in meinem Unternehmen doch nie durch“, dann habe ich einen Vorschlag für Sie:
Sie müssen ja nicht gleich die ganze Unternehmenskultur ändern. Fangen Sie doch einfach mit den Routinen Ihrer persönlichen Arbeitsorganisation an. Oder schlagen Sie Ihrem Team vor, einen alten Zopf abzuschneiden.
Implizite Regeln und gewohnheitsmäßige Handlungen lassen sich – zumindest in starren Organisationen – viel leichter abschaffen als schriftlich fixierte Vorgaben.
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