Die nachfolgenden Ausführungen zur Beurteilung von MBA-Programmen basieren auf meinen Erfahrungen aus der Suche nach einem MBA-Programm als auch aus dem „Abgleich" von Erwartung mit Erfahrungen als Direkt-MBA-Student am Henley Management College (Henley on Thames, UK). Ausgelöst wurden sie durch den Beitrag „Speakers Corner: Was halten Sie eigentlich davon, dass sich auf dem MBA-Markt bislang kein Qualitätssiegel durchgesetzt hat, dass dem MBA-Interessierten Orientierung bietet?" in der Zeitschrift „managerseminare" Juni 2005 (S. 16 – 17).
Autor dieses Beitrags dort ist Frau Dr. Eva Niemann, Director of studies für das DBA-Programm der Universität Nimbas. Zentrale Inhalte des Beitrags waren u.a.:
Diese Aussagen sind zutreffend und beschreiben sehr gut die Problemlage, mit der sich MBA-Interessierte auseinanderzusetzen haben. Auf der Grundlage eigener Erfahrungen aus dem MBA-Studium ergeben sich folgende Ergänzungen und Hinweise, wobei hier bewusst die Perspektive des Inländers (Bundesrepublik) angenommen wird, da sich dadurch auch besser Vor- und Nachteile der unterschiedlichen am Markt erhältlichen Programme diskutieren lässt.
Ich bin nicht der Ansicht, dass „der Markt" ein weiteres Qualitätssiegel braucht, um die verschiedenen MBA-Programme zu unterscheiden:
Viel wichtiger wäre m.E. eine „Blacklist" von solchen Einrichtungen, die nicht führbare Titel vergeben (oder besser verkaufen). Wobei hier auch wieder die Probleme bestehen, alle „Programme" zu erfassen.
Grundsätzlich sollte sich jeder MBA-Interessierte auch selbst fragen, welche Gründe ihn oder sie wirklich bewegen, sich für einen (ganz bestimmten) MBA-Studiengang zu entscheiden und eine solche Bildungsinvestition zu leisten. Je nach Programm und Logistik können schnell zwischen 50.000 und 75.000 EUR zusammenkommen. Für die Entscheidung für ein ganz bestimmtes MBA-Programms kann eine Vielzahl von Gründen sprechen, wobei ich einige hier exemplarisch einmal anreißen möchte:
Neben den vergleichsweise gut eingrenzbaren Kriterien (wie 4, 6, 7, 12) sollte man auch in Betracht ziehen, dass ein MBA (vgl. auch die Literatur zum MBA) nicht nur ein Studium ist, sondern auch eine Lebenserfahrung ist. Ich habe diesen Satz vor dem MBA nicht so richtig geglaubt. Nach dem MBA kann ich ihn unterschreiben. Es ist auch schwer abgrenzbar, welche Einzelaspekte letzten Endes gerade den Reiz ausmachen / die Herausforderung darstellen und auch den erwarteten Entwicklungsschub bringen. Grundsätzlich gilt aber ein ganz wichtiger Aspekt: Du DARFTS lernen. Am Henley Management College (und bestimmt auch an den anderen gutes Business Schools) hast Du alle Möglichkeiten zum Lernen (Ob Du sie nutzt, Deine Verantwortung!) Bis zur Grenze der Belastbarkeit und oft auch ein Stück darüber hinaus. Zwei Fallstudien noch lesen – Du hast doch noch Zeit, es ist erst 22.00 Uhr. Präsentation vorbereiten – machen wir morgen früh in der Gruppe gleich um 7.00 Uhr. Mittag – wir besprechen die aktuelle Research-Ergebnisse, bevor es mit dem Unterricht weiter geht.
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Ich denke sehr gerne an die gute Streitkultur in den Gruppenarbeiten. Gruppenarbeiten laufen nicht immer harmonisch ab; was in einer gewissen Form auch dem Sinn des MBA-Studiums (m.E. Führungskräfte auch Konflikte austragen können) widersprechen würde. Diese Gruppenassignments (die ganze Gruppe bekommt die gleiche Note) waren in der Regel mit Termindruck verbunden (durch andere Assignments), so dass aus der Mixtur von Terminstress, eigenem Erarbeiten von Hintergrundwissen und unterschiedlichen Arbeitsweisen sowie verschiedenen kulturellen Backgrounds (und den damit verbundenen verschiedenen Arbeitsstilen) eine explosive Mischung entstehen kann. Die Kunst der Gruppenarbeit lag darin - wie beim Benzinmotor - den richtigen Zeitpunkt und die richtige Wirkungsrichtung zu erzeugen. Und: Im normalen beruflichen Umfeld ist es doch oft genauso....
Für mich persönlich liegen die zentralen Katalysatoren des MBA-Programms hierin:
Wer meine persönlichen „Favoriten" (Kapitel 3) betrachtet, wird feststellen, dass etliche in Deutschland derzeit angebotenen MBA-Studiengänge aus meinem Blickwinkel definitiv nicht in Frage kommen würden. Frau Dr. Niemann schrieb in dem Eingangs aufgeführten Beitrag dazu: „...so kann ich die wirklich empfehlenswerten Programme an zehn Fingern abzählen..."
Mir geht es genau so.
In gewisser Art und Weise ist die Auswahl des richtigen MBA-Programms die erste Aufnahmeprüfung für den entsprechenden Aspiranten. Dabei gibt es nicht das „richtige" MBA-Programm. Meines Erachten sollte jeder Interessent mindestens zwei Themenbereiche prüfen: 1.Welche persönlichen und beruflichen Ziele verfolge ich mit meinem MBA-Studium? 2. Welchen Status / welche Reputation hat meine Business School in den verschiedenen Blickwinkeln?
Erste Veröffentlichung im alten Managementportal: Mai 2006
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