Ertragserholung im Retailbanking nicht von Dauer

Veröffentlicht am 16. März 2012
Geschrieben von BCG

BCG-Analyse: Abermaliger Performancerückgang der Retailbanken für 2011 durch Verunsicherungen bei den Anlegern infolge der Staats- und Schuldenkrise und flache Zinskurve wahrscheinlich – Eine anhaltende Rückkehr zur Profitabilität auf Vorkrisenniveau ist nicht absehbar – Retailbanken sollten prüfen, ob bereits angestoßene Veränderungen tiefgreifend genug sind, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln 

BCG-Analyse: Abermaliger Performancerückgang der Retailbanken für 2011 durch Verunsicherungen bei den Anlegern infolge der Staats- und Schuldenkrise und flache Zinskurve wahrscheinlich – Eine anhaltende Rückkehr zur Profitabilität auf Vorkrisenniveau ist nicht absehbar – Retailbanken sollten prüfen, ob bereits angestoßene Veränderungen tiefgreifend genug sind, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln 

Während die ersten beiden Quartale 2011 noch verhältnismäßig stabil wirkten, schlugen im dritten Quartal in der Finanzbranche die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Eurokrise und den Staatsschulden der USA sowie die drohende weltweite wirtschaftliche Abkühlung zu Buche. Diese Entwicklungen zeigen sich in abgeschwächter Form auch im BCG Retail Banking Performance Index (Abbildung 1), der vierteljährlich auf Basis der Ertrags- und Ergebnisentwicklung 30 führender Retailbanken in Europa, Nordamerika und Australien von der Boston Consulting Group (BCG) erstellt wird.

Ertragserholung nicht nachhaltig
Anders als der Profitabilitätsindex, der – nach Bereinigung um außerordentliche Abschreibungen im letzten Quartal – leicht steigt, setzt der Ertragsindex seinen langsamen, aber stetigen Abwärtstrend fort. Die USA scheinen sich nach dem starken Rückgang der letzten Quartale langsam auf dem Ertragsniveau von 2006 zu stabilisieren; in Europa hingegen zeigen sich bereits die ersten Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen (vgl. Abbildung 2). Die hohe Unsicherheit der Kapitalmärkte schlägt sich im Provisionsgeschäft deutlich nieder. Innerhalb der gesamten europäischen Vergleichsgruppe erzielten lediglich zwei Banken leichte Provisionszuwächse – alle anderen von BCG untersuchten Häuser verzeichneten Rückgänge. "Effekte aus der sinkenden Zinsstrukturkurve nach der Senkung des Leitzinses sowie der Flucht in die Sicherheit vor allem deutscher Staatsanleihen werden erst über die Zeit sichtbar werden, insgesamt aber zu einem anhaltend negativen Ertragstrend beitragen", sagt Dr. Reinhard Messenböck, Partner bei BCG und Retailbanking-Experte.

In den USA konnten alle untersuchten Banken ihre Profitabilität im dritten Quartal 2011 deutlich verbessern – bedingt zum einen durch rückläufige Kosten, zum anderen durch leicht sinkende Rückstellungen. In Europa lässt sich die negative Ergebnisentwicklung vor allem auf die spanischen Banken zurückführen, deren Profitabilität sich im Vergleich zum Vorquartal halbierte, überwiegend aufgrund steigender Rückstellungen für Kredite.

"Die Entwicklungen in diesem Jahr zeigen deutlich, dass die Ertragserholung der letzten Quartale nicht von Dauer sein wird und der Druck auf die Retailbanken nicht nur anhalten, sondern sich wieder zunehmend verschärfen wird", ergänzt Til Klein, Principal und Retailbanking-Experte bei BCG. "Da die kurz- und langfristigen Zinsen inzwischen wiederum auf einem historisch niedrigen Niveau angelangt sind und die Staats- und Schuldenkrise erneute Verunsicherungen bei den Anlegern ausgelöst hat, ist mit einem abermaligen Performancerückgang der Retailbanken für das Jahr 2011 zu rechnen." Neben den bereits sehr volatilen Erträgen im Wertpapiergeschäft werde insbesondere das Einlagengeschäft durch zunehmenden Wettbewerb wieder unter Druck geraten.

"Der Wettbewerb um Kundeneinlagen wird auch künftig intensiv sein. Wir erwarten ein Auseinanderdriften des Marktes: Im Tagesgeldbereich, vor allem bei Internetangeboten, rechnen wir mit einem anziehenden Wettbewerb und höheren Zinsen", erklärt BCG-Partner Messenböck. "Daneben werden Wettbewerber, die mit dem Tagesgeld Zinserträge erzielen wollen, eher vorsichtig mit dem Kundenzins agieren. Bei sonstigen Einlagenprodukten, wie etwa Spareinlagen oder Festgeld, erwarten wir nur geringe Anpassungen der Konditionen. Bei diesen Produkten werden vor allem die Privatbanken mit der Zeit ihre Konditionen anpassen müssen, damit sie ihre Refinanzierungsmöglichkeiten nicht verlieren."

 

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Historisch gesehen waren Tagesgelder für die Kreditinstitute ein klassisches Geschäft mit Unternehmen. Hohe Gelder für anstehende Zahlungen sollten nicht auf unverzinsten Girokonten gehalten werden, Termingelder waren zugleich ungeeignet, da Zahlungstermine und Fälligkeiten nur schwer taggenau aufeinander abgestimmt werden. Im Hinblick auf die privaten Anleger hat sich dies jedoch deutlich geändert. Privatkunden werden heute von Direkt-Banken mit überdurchschnittlichen Zinsen für Tagesgelder umworben. Dennoch stellt sich auch für Firmen die Frage, wo sie ein günstiges Tagesgeldkonto eröffnen können.

Ein Tagesgeldverlgleich zeigt die höchsten Tagesgeldzinsen in der Übersicht

Kapitalgesellschaften fällt es vergleichsweise deutlich schwerer, schnell ein gut verzinstes Tagesgeldkonto - ohne langwirige Verhandlungen - zu eröffnen. Hintergrund ist, dass die Angebote der Direktbanken sich fast ausschließlich an private Anleger wenden und für die Zinsvereinbarung zwischen Unternehmen und Bank i.d.R. bilaterale Gespräche erforderlich sind.

  1. Wenn Sie als Unternehmer, gleich ob gewerbetreibend oder freiberuflich, ein Tagesgeldkonto eröffnen möchten, ist ein Vergleichsrechner wie beispielsweise www.tagesgeldzinsen.com der beste Weg, die tagesaktuell besten Konditionen zu finden.
  2. Neben den Zinsen werden auch Sonderkonditionen für Neukunden ausgewiesen. Dabei kann es sich entweder um ein Startguthaben handeln, welches auf das Konto gezahlt wird, oder um einen höheren Zinssatz für Neukunden. Dieser ist in der Regel für sechs oder zwölf Monate gültig, aber auch auf einen bestimmten Betrag maximiert.
  3. Gerade für Selbständige, welche Summen bis 100.000 EUR auf dem Tagesgeldkonto bereitstellen, ist die Einlagensicherung ein wichtiges Thema. Auch wenn die Spitzenanbieter in der Regel Zweigniederlassungen ausländischer Banken sind, unterliegen dieser gemäß der EU-Verordnungen der Einlagensicherung. Diese beträgt 100.000 Euro pro Anleger.
  4. Aber auch Kapitalgesellschaften finden im Internet Angebote, welche sich mit überdurchschnittlichen Zinsen direkt an Firmen wenden, jedoch sind sie deutlich in der Unterzahl.
  5. Ein Vergleich mit den Angeboten der Filialbanken und Sparkassen macht auf jeden Fall deutlich, dass diese in der Regel kaum konkurenzfähige Angebote vorweisen können.
  6. Die Führung eines zusätzlichen Kontos bei einer weiteren Bank mag zwar buchhalterisch mit einem unnötigen Mehraufwand verbunden sein, rechnet sich aber, wie die Tagesgeldzinsen der Direkt-Banken zeigen.

 


Marktumfeld im Retailbanking bleibt angespannt
Trotz der leichten Erholung im Vorjahr und zu Beginn des Jahres 2011 stehen die Retailbanken weiterhin vor großen Herausforderungen – eine anhaltende Rück-kehr zur Profitabilität auf dem Niveau der Vorkrisenjahre wird es in naher Zukunft nicht geben. Es wird für Retailbanken von großer Bedeutung sein, trotz aller bereits laufenden Aktivitäten noch einmal zu prüfen, ob die bereits ange-stoßenen Veränderungen tatsächlich tiefgreifend genug sind, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell für die Zukunft zu entwickeln.

"Angesichts niedriger Wachstumsraten sowie anhaltend hoher Volatilität und Wettbewerbsintensität bleibt das Marktumfeld im Retailbanking angespannt", so Reinhard Messenböck. "Viele Banken beschäftigen sich aktuell intensiv mit ihrer eigenen Aufstellung im Retailgeschäft gegenüber dem Wettbewerb, z. B. einer stärkeren Differenzierung der eigenen Marke, der Wiedergewinnung des Kundenvertrauens oder der Anpassung des Vertriebsmodells für Wertpapiere und Anlagen." Dazu müssten insbesondere Servicemodelle und Preisgestaltung noch stärker mit Blick auf die Kunden durchdacht werden. Gleichzeitig werden die Anstrengungen auf der Kostenseite, d. h. eine stärkere Standardisierung der Prozesse sowie eine Senkung von Overheadkosten, weiter vorangetrieben. Zudem beschäftigt der Ende Oktober veröffentlichte Vorschlag zur Revision der Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) durch die EU-Kommission die Banken. Die darin enthaltenen Regelungen zum Verbraucherschutz betreffen insbesondere die Haftung aus Beratung und die Offenlegung von Produkt- und Preisinformationen sowie Ertragsströmen zwischen Asset-Manager und Depotbank. Auch wenn sich der Gesetzgebungsprozess und die Umsetzung in nationales Recht noch einige Zeit hinziehen werden, müssen sich die Retailbanken frühzeitig auf erhebliche Auswirkungen auf das Wertpapiergeschäft vorbereiten. Diejenigen, die dies proaktiv als Chance aufgreifen und gestalten, können sich vom Wettbewerb absetzen.

Der BCG Retail Banking Performance Index (RBPI) wird auf Basis der Ertrags- und Ergebnisentwicklung 30 führender Retailbanken in Europa, Nordamerika und Australien erstellt. Diese Banken erwirtschafteten 2010 gemeinsam über 780 Milliarden Euro und repräsentierten innerhalb der Top-50-Banken (nach Marktkapitalisierung) drei Viertel des Marktes in den betrachteten Regionen (Ende 4. Quartal 2010). Quartalsergebnisse aller Banken werden zu den Werten von 2006 ins Verhältnis gesetzt (Index 2006 = 100). Um Veränderungen der Reportingstrukturen durch Übernahmen und Veränderungen in der Segmen-tierung im Betrachtungszeitraum Rechnung zu tragen, wurde der Index entsprechend angepasst. Im Zeitverlauf können sich Vergangenheitswerte ändern, da Banken ihre Segmentierung anpassen und sich damit ihre individuelle Gewichtung im Index ändert.

 

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