Neue Regulierung erfordert Anpassung der Banken-Geschäftsmodelle - Die meisten Großbanken im Euroraum haben notwendige Schritte noch nicht in Angriff genommen - Vorreiter finden sich in den USA, der Schweiz und in Großbritannien - Umsetzung der neuen Regeln ist eine strategische Aufgabe - Druck der EZB auf deutsche Banken wird durch Geschäftsmodellüberprüfung und verbindliche Abwicklungsplanung deutlich zunehmen
Neue Regulierung erfordert Anpassung der Banken-Geschäftsmodelle - Die meisten Großbanken im Euroraum haben notwendige Schritte noch nicht in Angriff genommen - Vorreiter finden sich in den USA, der Schweiz und in Großbritannien - Umsetzung der neuen Regeln ist eine strategische Aufgabe - Druck der EZB auf deutsche Banken wird durch Geschäftsmodellüberprüfung und verbindliche Abwicklungsplanung deutlich zunehmen
Höchstens ein Drittel aller systemrelevanten Großbanken weltweit hat sein Geschäftsmodell bereits vollständig an die neuen Regulierungsvorschriften angepasst. Insbesondere Banken in Großbritannien, der Schweiz und den USA haben längst gehandelt und sind deutlich weiter als deutsche Häuser. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Studie „How banks can use strategy, structure and resilience to win the regulatory endgame“ der internationalen Managementberatung Bain & Company. Sie untersucht, inwieweit systemrelevante Banken in Europa und den USA die neuen Paradigmen der Regulierungsbehörden bereits implementiert haben: Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, Widerstandsfähigkeit gegen neuerliche Krisen und geordnete Abwicklungsmöglichkeiten.
Bain-Partner und Studienautor Matthias Memminger sieht bei den Banken im Euroraum erheblichen Nachholbedarf:
„Viele Banken betrachten die Umsetzung der verschärften Regulierung vor allem als Compliance-Angelegenheit und verkennen die strategische Dimension. Oft haben sie noch gar nicht realisiert, dass der Regulierer die Überprüfung der Geschäftsmodelle als Kernaufgabe versteht.“
Die Banken erfüllen pflichtgemäß die neuen Vorschriften und stocken wie gefordert ihre Kapitalbasis deutlich auf. Doch im Gegensatz zu angelsächsischen Häusern scheuen sie spürbare Veränderungen ihres Geschäftsmodells und ihrer Struktur.
Die Vorreiter haben sich bereits von besonders volatilen und damit kapitalintensiven Aktivitäten getrennt. Geschäftsbereiche ohne Aussicht auf nachhaltige Returns oberhalb der gestiegenen Kapitalkosten im neuen Umfeld stellten sie zur Disposition. In einzelnen Fällen kam es zum Rückzug aus ganzen Regionen und Geschäftsfeldern wie dem Handel mit Rohstoffen oder Anleihen. Damit haben diese Banken nicht nur die Forderungen der Regulierungsbehörden nach einer stärkeren Widerstandsfähigkeit gegen Krisen erfüllt. Vielmehr ziehen sie daraus weitere Vorteile. „Auch wenn es kurzfristig schmerzhaft war, haben die Vorreiterbanken mit ihrem geschärften Profil langfristig einen Wettbewerbsvorteil“, so Memminger. „Und das honoriert der Kapitalmarkt.“ Der Bewertungsunterschied zwischen Banken im Euroraum und ihrer angelsächsischen Konkurrenz spricht Bände (Abb. 1).
„Die deutschen Banken müssen handeln“, mahnt Dr. Jan-Alexander Huber, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. „Die neuen Regeln sind eine Chance, ihr Geschäft zu fokussieren und Komplexität zu reduzieren.“ Drei Themen stehen im Mittelpunkt:
„Selbst unter der neuen Regulierung können Banken erfolgreich sein“, betont Bain-Partner Huber.
„Halten sie jedoch zu lange an tradierten Geschäftsmodellen fest, laufen sie Gefahr, den Anschluss im globalen Wettbewerb zu verlieren. Die Zukunft gehört fokussierten Banken mit transparenter Struktur. Auch in Deutschland!“
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