Teilen und Tauschen im Trend: Jeder zweite Deutsche nutzt bereits Share Economy
In Zukunft möchten rund zwei Drittel der Deutschen Produkte oder Dienstleistungen teilen oder leihen / Ein Drittel sieht darin die Chance auf zusätzliches Einkommen / Verbraucher fordern Versicherungsschutz und transparente Preise.
In Zukunft möchten rund zwei Drittel der Deutschen Produkte oder Dienstleistungen teilen oder leihen / Ein Drittel sieht darin die Chance auf zusätzliches Einkommen / Verbraucher fordern Versicherungsschutz und transparente Preise.
Sich ein Auto mit Freunden teilen, die Wohnung verleihen oder auf das Elektriker-Know-how des Nachbarn zurückgreifen: Der Trend zur so genannten Ökonomie des Teilens („Share Economy“) setzt sich in Deutschland immer mehr durch. Eine repräsentative Umfrage unter 1.000 Bundesbürgern im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC belegt: Die Deutschen teilen gern. 46 Prozent haben in den letzten beiden Jahren mindestens ein Share Economy-Angebot genutzt. In Deutschland erfreut sich das Teilen und Tauschen großer Beliebtheit. Das gilt insbesondere auch im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA, wo nur rund ein Fünftel der US-Bürger teilt und tauscht.
Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage
Die Marktchancen für Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf „Sharing“ ausgelegt ist, sind enorm. Ein wichtiger Erfolgsfaktor besteht darin, Angebot und Nachfrage stärker ins Gleichgewicht zu bringen und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln“, so die Einschätzung von Roman Friedrich, Partner bei Strategy&. Noch sind mehr Menschen bereit, etwas auszuleihen als selbst etwas zu verleihen. Nur gut ein Drittel der Deutschen hat schon einmal Produkte oder Dienstleistungen zum Tausch oder Verleih angeboten. Immerhin die Hälfte der Befragten plant dies für die Zukunft.
Die Share Economy als Motor für Wachstum und Arbeitsplätze
Der Trend zum Teilen statt Besitzen ist keine Modeerscheinung. Für 55 Prozent der Deutschen bedeutet das Konzept ein Motor für Arbeitsplätze. 68 Prozent sind der Meinung, dass es im Jahr 2030 normal sein wird, statt eines einzigen 40-Stunden-Jobs mehrere Einnahmequellen zu haben. Diese Einschätzung steht auch im Einklang mit den Erwartungen der Deutschen an die Arbeit der Zukunft: Knapp die Hälfte (47 Prozent) möchte lieber freiberuflich arbeiten als in einem Unternehmen mit festen Strukturen. „Die Zeit ist reif, Angebote aus der Share Economy auch in weiteren als den bisher bekannten Branchen auszurollen. Jedes Unternehmen, das heute Markt- oder Technologieführer ist, muss sich überlegen, inwieweit sich seine Produkte oder Dienstleistungen gemeinschaftlich nutzen lassen. Ist dies möglich, sollte es am besten selbst eine Teil-Plattform aufbauen und diese lukrative Chance nicht einem Dritten überlassen“, so die Empfehlung von PwC-Partner Nikolas Beutin.
Unklare Gesetzeslage und Versicherungsschutz als Herausforderung
Die gemeinschaftliche Nutzung bringt klare Vorteile mit sich. Dieser Meinung sind 70 Prozent der Deutschen. Vier von zehn Befragten nennen das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis als wichtigstes Argument für die Nutzung. Auch bei den Anbietern spielen finanzielle Gründe die Hauptrolle: Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Befragten sieht das zusätzliche Einkommen als größten Vorteil. Sowohl Konsumenten als auch Anbieter sehen allerdings auch die Nachteile: 37 Prozent der Nutzer äußerten Bedenken in Bezug auf die Qualität der Produkte und Dienstleistungen. 32 Prozent sind besorgt, ob die Sicherheit gewährleistet wird.
Ein Viertel empfindet die geringere Privatsphäre und den schlechteren Datenschutz als Nachteil. Auch die Anbieter sorgen sich um die unklare Gesetzeslage (25 Prozent), etwa im Hinblick auf die Gewerbesteuer oder den Versicherungsschutz im Schadensfall. In diese Richtung gehen auch die Bedingungen, die die Befragten an die Nutzung von Share Economy-Angeboten knüpfen: Vier von zehn Befragten fordern einen ausreichenden Versicherungsschutz. Ein Drittel wünscht sich, dass die Preise transparent offen gelegt werden. „Die Anbieter von Teil- und Tausch-Plattformen sind gefragt, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Verbraucher die Produkte und Dienstleistungen sicher und transparent nutzen können. Aber auch auf Seiten des Gesetzgebers besteht Handlungsbedarf: Verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen sind für die Mehrheit der Deutschen eine wichtige Voraussetzungen für die Nutzung von Share Economy-Angeboten“, kommentiert Roman Friedrich.
Jüngere Menschen und Männer haben beim Teilen die Nase vorn
Beim Teilen gibt es große Unterschiede zwischen den Altersgruppen: 82 Prozent der unter 30-Jährigen haben bereits von einem solchen Angebot Gebrauch gemacht; bei der Generation 60 Plus war es nur gut ein Viertel (27 Prozent). Männer haben tendenziell schon häufiger Share Economy-Produkte in Anspruch genommen oder angeboten als Frauen. Über alle Altersgruppen hinweg wird sich das Teilen und Leihen als Alternative zum Kauf noch weiter verbreiten: 64 Prozent der Befragten gaben an, künftig Angebote aus der Share Economy nutzen zu wollen.
Musik, Konsumgüter und Fahrzeuge teilen die Deutschen besonders gern
Bei der Nutzung stehen aktuell vor allem Angebote aus dem Bereich Medien und Unterhaltung im Mittelpunkt: Ein Drittel der Deutschen hat Erfahrung mit dem Teilen von Büchern oder Musik. An zweiter Stelle rangieren Angebote aus dem Konsumgüterumfeld: Drei von zehn Deutschen leihen sich zumindest ab und an Kleidung oder Spielzeug aus. 28 Prozent haben Erfahrung mit der gemeinschaftlichen Nutzung von Fahrzeugen. Aber auch Dienstleistungen wie Reparaturen im Haushalt oder private Übernachtungsmöglichkeiten werden immer beliebter. In den Bereichen Hotellerie, Dienstleistungen oder Transport wird sich die Nutzung von Share Economy-Angeboten in den kommenden zwei Jahren nahezu verdoppeln. „Dabei ist zu befürchten, dass sich die steigende Nachfrage mangels Angebot gar nicht befriedigen lässt“, resümiert Beutin.
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