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Studie - Regeln werden trotz besserer Compliance-Kultur weiter gebrochen

Veröffentlicht am 22. Juni 2015
Geschrieben von Ernst & Young GmbH

Im Südosten Europas ist Korruption besonders stark verbreitet: Kroatien, Slowenien und Serbien belegen im europäischen Korruptionsranking die ersten drei Plätze – dort sind 92, 87 bzw. 84 Prozent der Manager der Meinung, Korruption sei im Wirtschaftsleben an der Tagesordnung. In Deutschland halten 26 Prozent der Manager Korruption für weit verbreitet – damit belegt Deutschland Rang 23 im Ranking.

Im Südosten Europas ist Korruption besonders stark verbreitet: Kroatien, Slowenien und Serbien belegen im europäischen Korruptionsranking die ersten drei Plätze – dort sind 92, 87 bzw. 84 Prozent der Manager der Meinung, Korruption sei im Wirtschaftsleben an der Tagesordnung. In Deutschland halten 26 Prozent der Manager Korruption für weit verbreitet – damit belegt Deutschland Rang 23 im Ranking.

Besser stehen nur die skandinavischen Länder, Estland, die Schweiz und die Niederlande da.

Im Zweijahresvergleich ist die Korruptionswahrnehmung in Deutschland leicht zurückgegangen: 2013 war Korruption hierzulande noch laut 30 Prozent der deutschen Manager weit verbreitet – 2011 lag der Anteil sogar bei 46 Prozent.

Trotz dieses Positivtrends: In Sachen Compliance – also der Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien – klaffen Anspruch und Wirklichkeit in Deutschland offenbar noch auseinander: Zwar ist die Zahl der Unternehmen mit eigenen Antikorruptionsrichtlinien seit 2013 um fünf, seit 2011 sogar um 16 Prozentpunkte auf aktuell 66 Prozent gestiegen. Und immerhin bei 37 Prozent der deutschen Unternehmen wurde gegen Mitarbeiter vorgegangen, die die Antikorruptionsrichtlinie verletzt haben – 2013 lag der Anteil bei 32 Prozent, 2011 sogar nur bei 20 Prozent.

Aber mehr als jeder dritte deutsche Manager (36 Prozent; 2013: 34 Prozent) glaubt, dass die Schönung von Finanzergebnissen in Deutschland weit verbreitet ist. Auch in Westeuropa gibt es eine steigende Tendenz. 33 Prozent (2013: 31 Prozent) sind der Ansicht, dass Finanzergebnisse besser dargestellt werden, als sie tatsächlich sind.

Befragt nach dem eigenen Unternehmen fallen die Bewertungen in Deutschland eher skeptisch aus – zum Teil schlechter als im internationalen Vergleich. So halten nur 23 Prozent der Befragten die ethischen Standards in ihrem Unternehmen für gut, in ganz Westeuropa sind es 26 Prozent. Acht Prozent der Manager in Deutschland geben zudem an, es sei im eigenen Unternehmen im vergangenen Jahr zur Untererfassung von Kosten gekommen – im westeuropäischen Durchschnitt liegt der Anteil bei nur fünf Prozent –, fünf Prozent der deutschen Manager berichten von vorgezogenen Verbuchungen von Umsätzen (Westeuropa: sieben Prozent).

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für die knapp 3.800 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 38 Ländern befragt wurden, davon 100 aus Deutschland.

 

Stefan Heißner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, kommentiert die Ergebnisse: „Zahlreiche Korruptionsskandale der Vergangenheit haben zu einem Umdenken bei den Unternehmen geführt. Antikorruptionsrichtlinien sind inzwischen in zahlreichen Unternehmen eingeführt worden, Verstöße werden auch zunehmend geahndet. Allein: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft oft noch eine große Lücke. Denn trotz aller Regeln ist Korruption im Geschäftsleben in Deutschland nach wie vor nicht gebannt – und vor allem für Unternehmen, die im Ausland aktiv sind, immer noch ein Riesenproblem.“

Zwar haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr Unternehmen einem strengen Compliance-Regime unterworfen und klare Antikorruptionsrichtlinien eingeführt. Allerdings wird der Eingriff durch Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden vor allem als Belastung für das Unternehmen empfunden – und kaum als Chance wahrgenommen. So sind 59 Prozent der deutschen Manager der Meinung, dass eine verstärkte Regulierung den Geschäftserfolg des eigenen Unternehmens erschwere. In Westeuropa ist der Anteil mit 40 Prozent deutlich geringer.

Gerade einmal sieben Prozent der deutschen – und zwölf Prozent der westeuropäischen – Manager sehen positive Auswirkungen der Regulierung auf die Unternehmensergebnisse. Und nur für jeden achten (zwölf Prozent) hatten Regulierungsmaßnahmen auch tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Ethikstandards (Westeuropa: 17 Prozent).

Hohe Bereitschaft, im Notfall „fünfe gerade sein zu lassen“

Im Fall einer Notlage des Unternehmens würden immerhin noch zwölf Prozent (2013: 15 Prozent) der deutschen Manager mit dem – verbotenen – Angebot von Unterhaltungsdienstleistungen versuchen, Aufträge zu akquirieren. Der Schnitt in Westeuropa liegt bei 14 Prozent. Am schlechtesten ist es in dieser Frage um die Moral in Ägypten (38 Prozent), Indien (35 Prozent) und Spanien (31 Prozent) bestellt.

Zu Bargeldzahlungen würden sich mit elf Prozent wieder mehr deutsche Manager hinreißen lassen (2013: sieben Prozent). Damit liegt Deutschland genau im westeuropäischen Durchschnitt. In anderen Regionen ist die Bereitschaft, Schmiergelder zu zahlen, aber immer noch sehr ausgeprägt: In Oman hätten mit 67 Prozent die meisten Manager kein Problem damit, Bargeldzahlungen anzubieten, in Saudi-Arabien immerhin 42 Prozent. Innerhalb Europas liegen die Türkei und Griechenland mit 43 bzw. 37 Prozent an der Spitze des Rankings.

Nur zwei Prozent der Befragten in Deutschland halten die Falschdarstellung von Finanzergebnissen selbst in wirtschaftlicher Notlage für gerechtfertigt. In Europa halten drei Prozent ein solches Vorgehen für ein probates Mittel.

Manager sehen sich unter Druck

Viele Manager könnten solche Methoden durch den zunehmenden Druck, der auf ihnen lastet, als gerechtfertigt ansehen. So stimmen 57 Prozent der Befragten in Deutschland der Aussage zu, dass Manager unter Druck stünden, neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen zu müssen. 28 Prozent sehen sich unter Druck, in risikoreichere Märkte zu expandieren.
„Schwere Zeiten werden für viele Unternehmen zunehmend zum Normalfall –rechtfertigen aber nicht den Einsatz unsauberer Methoden“, sagt Heißner. „Große Unsicherheit aufgrund politischer Veränderungen in Zielmärkten, erlahmendes Wachstum in einst hoffnungsvollen Schwellenländern sowie Wirtschaftskrisen und militärische Konflikte bedrohen die Unternehmensentwicklung. Die Versuchung, zu unlauteren Mitteln zu greifen, mag da groß sein. Aber die Antikorruptionsbekämpfung wird ressourcenreicher und arbeitet auch über Ländergrenzen hinweg immer besser zusammen; Verstöße werden geahndet und können für Unternehmen existenzbedrohend sein. Deshalb muss sich jeder Mitarbeiter darüber im Klaren sein: Im Graubereich zu wirtschaften kann keinen nachhaltigen Erfolg bringen, denn der Vertrauensverlust ist kaum wieder gutzumachen.“ Umso wichtiger seien die konsequente Ahndung von Vergehen und das Vorleben der Compliance-Werte durch das Management. „Hinweise aus dem Unternehmen sind fast immer der Auslöser, um Korruptionsfälle aufzudecken. Deswegen müssen in mehr Unternehmen Whistleblower-Hotlines eingerichtet und die dort gemeldeten Vorfälle konsequent verfolgt werden.“

Download

Die Präsentation "EMEIA Fraud Survey - Ergebnisse für Deutschland" steht hier als pdf-Datei zur Verfügung.

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