Deutschland weltweit führender Autostandort

Veröffentlicht am 04. März 2013
Geschrieben von Ernst & Young GmbH

Die Absatzkrise in Westeuropa dürfte sich 2013 weiter verschärfen: Nach einem Rückgang um acht Prozent im vergangenen Jahr wird die Zahl der Pkw-Verkäufe 2013 nach Meinung europäischer Automobilmanager um weitere zwei Prozent sinken. In anderen Regionen hingegen ist weiter mit steigenden Verkaufszahlen zu rechnen; so sollen die Pkw-Verkäufe in China um sechs Prozent und in Indien um fünf Prozent zulegen.

Die Absatzkrise in Westeuropa dürfte sich 2013 weiter verschärfen: Nach einem Rückgang um acht Prozent im vergangenen Jahr wird die Zahl der Pkw-Verkäufe 2013 nach Meinung europäischer Automobilmanager um weitere zwei Prozent sinken. In anderen Regionen hingegen ist weiter mit steigenden Verkaufszahlen zu rechnen; so sollen die Pkw-Verkäufe in China um sechs Prozent und in Indien um fünf Prozent zulegen.

Dank des Wachstums des weltweiten Pkw-Marktes kann sich die stark globalisierte deutsche Automobilindustrie zumindest teilweise von der Krise in Westeuropa abkoppeln: Immerhin 45 Prozent der deutschen Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Europaweit ist hingegen nur jedes dritte Unternehmen rundum zufrieden, in Italien bezeichnet kein einziges befragtes Unternehmen die eigene Geschäftslage als gut.

Zu einem deutlichen Abbau der bestehenden Überkapazitäten in Europa dürfte es vorerst nicht kommen – im Gegenteil: Die Unternehmen wollen ihre Produktionskapazitäten unterm Strich weiter erhöhen – sowohl weltweit als auch in Europa. Der bereits heute massive Verdrängungswettbewerb auf dem europäischen Markt wird also voraussichtlich weiter zunehmen – worunter der Automobilstandort Deutschland aber wohl kaum leiden wird: Unter europäischen Automanagern gilt Deutschland als der mit Abstand führende Automobilstandort weltweit. So liegt Deutschland in den Kategorien Innovationskraft, Produktqualität und Produktivität im Länderranking deutlich vor dem zweitplatzierten Japan. Einzig bei den Produktionskosten verliert Deutschland aus Sicht der Branche deutlich an Attraktivität und fällt im Vergleich zu 2011 vom ersten auf den elften Platz zurück.

Das sind Ergebnisse des aktuellen „European Automotive Survey" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Für die Studie wurden 300 Unternehmen aus der europäischen Automobilbranche befragt. In Deutschland nahmen 75 Hersteller und Zulieferer an der Befragung teil.

Kein Aufschwung in Westeuropa in Sicht
Die Krise auf dem westeuropäischen Absatzmarkt dürfte sich auch im laufenden Jahr fortsetzen: 43 Prozent der befragten Automanager gehen von sinkenden Verkaufszahlen aus, nur 25 Prozent rechnen mit einer Erholung des Marktes. „Die Konjunkturkrise in Südeuropa ist noch lange nicht ausgestanden – es wird Jahre dauern, bis wir in diesen Märkten wieder deutliches Wachstum sehen werden", sagt Peter Fuß, Partner bei Ernst & Young. Aber auch für den deutschen Markt ist Fuß skeptisch: „Angesichts des Sparkurses, den immer mehr deutsche Unternehmen fahren, ist ein Zuwachs bei den für den deutschen Markt so wichtigen gewerblichen Zulassungen unrealistisch. Auch Deutschland wird in diesem Jahr trotz guter Verbraucherstimmung bestenfalls stabil bleiben."

Andere Weltregionen bieten hingegen immer noch erhebliches Wachstumspotenzial: So werden die Pkw-Verkäufe in China 2013 nach Meinung der Befragten um sechs Prozent und in Indien um fünf Prozent zulegen.

Auch Russland und Südamerika bieten noch Wachstumspotenzial. „Der weltweite Automobilmarkt ist und bleibt ein Wachstumsmarkt. Allerdings verschieben sich die Gewichte in rasantem Tempo: Dynamisches Wachstum gibt es vor allem in den Schwellenländern. Wer dort nicht ausreichend präsent ist, hat zunehmend Probleme."

 

Deutsche Autobranche macht gute Geschäfte
Trotz der schwachen Entwicklung in weiten Teilen Europas ist die Geschäftslage in der deutschen Autobranche derzeit relativ gut: Immerhin 45 Prozent der befragten Automanager bezeichnen die aktuelle Geschäftslage als gut. Europaweit berichtet nur jedes dritte Unternehmen von einer guten Geschäftslage.

Die deutsche Autobranche profitiere von ihrer globalen Aufstellung und ihrer starken Stellung im Premiumsegment, das bislang weniger stark von der Absatzkrise in Europa betroffen sei, so Fuß: „Dank ihrer starken Präsenz in den Wachstumsmärkten können viele deutsche Unternehmen die Schwäche in Westeuropa bislang recht gut ausgleichen."

Bemerkenswert ist die deutlich schlechtere Geschäftslage bei Zulieferunternehmen: Während europaweit 56 Prozent der Manager von Autoherstellern die Geschäftslage als gut bezeichnen, liegt der Anteil bei Zulieferern nur bei 29 Prozent. „Bei vielen Zulieferunternehmen war die Lage schon vor der aktuellen Krise kritisch", stellt Fuß fest. „Einige Unternehmen haben sich zwar hervorragend positioniert und erwirtschaften nach wie vor hohe Gewinne. Viele andere haben aber schon seit Längerem erheblich zu kämpfen. Für diese Unternehmen ist die Absatzkrise in Westeuropa sehr gefährlich. Und wenn jetzt fast alle Hersteller einen harten Sparkurs fahren, erhöht sich der Druck auf die Zulieferer weiter."

Trotz des schwachen Marktumfelds wollen 32 Prozent der befragten Unternehmen ihre Produktionskapazitäten in Europa erhöhen – nur 15 Prozent planen, ihre Kapazitäten nach unten anzupassen. „Diese Entwicklung ist sehr bedenklich", kommentiert Fuß. „Sie deutet darauf hin, dass der Verdrängungswettbewerb in Europa noch härter wird. Statt die hohen Überkapazitäten jetzt abzubauen, tun viele Unternehmen das Gegenteil. Offenbar hofft jeder, aus der aktuellen Krise als Gewinner hervorzugehen. Das kann aber nicht funktionieren."


Deutschland attraktivster Automobilstandort – aber die Produktionskosten werden zum Problem
Die relativ gute Lage der deutschen Autoindustrie schlägt sich auch im Ranking der attraktivsten Automobilstandorte der Welt nieder. Trotz der auch in Deutschland spürbaren Auswirkungen der Absatzkrise in weiten Teilen Europas sehen die befragten Automanager den Standort Deutschland in den Kategorien Innovationskraft (80 Prozent bezeichnen Deutschland in diesem Bereich als wettbewerbsfähig), Produktqualität (88 Prozent) und Produktivität (74 Prozent) ganz vorne. Jeweils auf Rang zwei folgt der Standort Japan, dem 65, 72 bzw. 66 Prozent eine hohe Wettbewerbsfähigkeit in den genannten Kategorien bescheinigen.

Weniger attraktiv ist Deutschland allerdings aus Sicht der Branche in puncto Produktionskosten; in diesem Punkt fällt Deutschland im Vergleich zu 2011 deutlich zurück: Die Zustimmungsquote fällt von 47 auf 29 Prozent. Die Nase vorn bei den Produktionskosten haben China (71 Prozent) und Indien (69 Prozent). „Deutschland ist in puncto Innovationskraft und Qualität nach wie vor weltweit führend", kommentiert Fuß. „Und für ein Premiumprodukt lassen sich auch Premiumpreise durchsetzen. Allerdings dürfen trotzdem die Kosten nicht aus dem Ruder laufen."

Nach Fuß' Einschätzung haben die deutschen Unternehmen aber inzwischen die Reißleine gezogen: „Derzeit treten die Unternehmen heftig auf die Kostenbremse. Dabei kommt alles auf den Prüfstand." Vor allem dürfte vorerst kein weiterer Beschäftigungsaufbau stattfinden, so Fuß. Im Gegenteil: „Die Unternehmen setzen den Rotstift an und verschlanken sich, um sich gegen eine Verschlechterung des Umfelds zu wappnen und die Marge zu optimieren."

 

Südkorea als Standort immer attraktiver, Frankreich verliert
Die höchsten Zugewinne bei der Standortattraktivität kann im Vergleich zur letzten Befragung 2011 der Standort Südkorea verzeichnen. 61 Prozent der europäischen Befragten bescheinigen dem Land eine hohe Wettbewerbsfähigkeit in der Kategorie Innovationskraft, 21 Prozentpunkte mehr als 2011. Die positive Beurteilung der Produktivität stieg um 26 Prozentpunkte – Südkorea liegt nun mit 66 Prozent Zustimmung auf Platz drei vor China. Und auch bei der Produktqualität hat Südkorea in der Wahrnehmung der Branche große Fortschritte gemacht: Mit einem Plus von 22 Prozentpunkten gilt Südkorea nun für 61 Prozent der Befragten als wettbewerbsfähig und liegt hinter Schweden auf dem vierten Rang.

Der große Verlierer im Standortranking ist der Standort Frankreich, der noch 2011 in allen Bereichen einen Platz in der Spitzengruppe belegte und nun nur noch im Mittelfeld liegt. Nach Einschätzung der europäischen Automanager hat Frankreich massiv an Innovationskraft, Produktqualität und Produktivität (minus 21, minus 15 bzw. minus 7 Prozentpunkte) verloren. Bei den Produktionskosten liegt Frankreich sogar auf dem drittletzten Platz vor Italien und Großbritannien – nur jeder fünfte Befragte bezeichnet den Standort Frankreich in dieser Kategorie als wettbewerbsfähig. „Frankreich ist nach wie vor einer der bedeutendsten Automobilstandorte der Welt – aber der Standort steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen. Die französischen Hersteller sind stark vom westeuropäischen Markt abhängig und deshalb in der gegenwärtigen Absatzkrise besonders verwundbar", so Fuß. „Ein Aufschwung in Westeuropa ist aber vorerst nicht in Sicht. Darum muss die französische Autoindustrie noch stärker als andere Länder an ihrer Innovationskraft, Flexibilität und weltweiten Positionierung arbeiten. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen ist das eine Herkulesaufgabe."

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