Unternehmen verfehlen immer häufiger ihre Gewinn- und Umsatzprognosen – neuer Rekord bei Prognosekorrekturen

Veröffentlicht am 13. Februar 2018
Geschrieben von Ernst & Young

Trotz Konjunkturboom müssen immer mehr börsennotierte Unternehmen ihre Prognosen nach unten korrigieren: Im vergangenen Jahr wurden 95 Gewinn- oder Umsatzwarnungen gezählt – das waren 44 Prozent mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit 2011, als die Analyse erstmals durchgeführt wurde.

Trotz Konjunkturboom müssen immer mehr börsennotierte Unternehmen ihre Prognosen nach unten korrigieren: Im vergangenen Jahr wurden 95 Gewinn- oder Umsatzwarnungen gezählt – das waren 44 Prozent mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit 2011, als die Analyse erstmals durchgeführt wurde.

  • 59 Prozent der börsennotierten Unternehmen haben 2017 ihre Prognosen korrigiert – im Vorjahr nur 38 Prozent
  • Zahl der Warnungen steigt um 44 Prozent, Zahl der positiven Korrekturen sogar mehr als verdoppelt
  • Gewinn- und Umsatzwarnungen lassen Kurse binnen einer Woche um acht Prozent sinken, Aufwärtskorrekturen führen nur zu Kursanstieg von drei Prozent
  • Management der Erwartungen bei Investoren wird immer wichtiger
  • Bedeutung effizienter Prognosesysteme steigt
  • US-Steuerreform führt zu positiven und negativen Korrekturen

Gleichzeitig stiegen aber auch die positiven Korrekturen, bei denen die Unternehmen das Übertreffen ihrer bisherigen Prognosen ankündigen, auf einen neuen Höchststand: Ihre Zahl hat sich im Vergleich zu 2016 von 89 auf 199 mehr als verdoppelt. Insgesamt stieg die Zahl der positiven oder negativen Prognosekorrekturen damit um 90 Prozent von 155 auf 294.

Über alle Segmente hinweg haben im vergangenen Jahr 59 Prozent der Unternehmen mindestens einmal ihre eigene Prognose kassiert – ebenfalls ein neuer Höchstwert. Im Vorjahr hatte der Anteil noch bei 38 Prozent gelegen.

Besonders viele positive Überraschungen hatten die DAX-Konzerne im vergangenen Jahr zu vermelden: 57 Prozent der DAX-Unternehmen haben ihre Prognose im Verlauf des Jahres mindestens einmal nach oben korrigiert – mehr als in allen anderen Segmenten. Und nur zehn Prozent der Unternehmen haben eine Gewinn- oder Umsatzwarnung veröffentlicht – womit auch hier der DAX besser abschnitt als die anderen Segmente. 21 Mal haben DAX-Konzerne im vergangenen Jahr das Übertreffen ihrer Prognose angekündigt, nur drei Mal mussten die Unternehmen ihren Ausblick nach unten korrigieren.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen in den Jahren 2011 bis 2017 untersucht. Für die Analyse wurden alle 304 Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Börse betrachtet.

„Die Konjunktur hat sich in den vergangenen Monaten besser entwickelt als erwartet – sowohl in Europa als auch in anderen Regionen wie Asien und Nordamerika“, beobachtet Marc Förstemann, Partner bei EY in der operativen Restrukturierungsberatung. „Die Nachfrage ist zuletzt deutlich gestiegen – gerade die gute Entwicklung in einigen ehemaligen europäischen Krisenländern gibt den deutschen Unternehmen einen zusätzlichen Wachstumsschub. Viele Unternehmen hatten das Geschäftsjahr vorsichtig geplant, für diese kam die weiterhin sehr positive Entwicklung überraschend.“

Auf der anderen Seite gebe es aber auch belastende Faktoren, so Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY:

„Steigende Rohstoffpreise, der Höhenflug des Euros, der neue Kurs der US-Regierung und die nachlassende Dynamik der britischen Wirtschaft führen bei einigen Unternehmen zu spürbaren Einbußen – je nachdem, ob und in welcher Form sie auf den betroffenen Märkten aktiv sind. Der Anstieg der Prognoseänderungen ist ein Abbild der gestiegenen Unsicherheiten in globalen Märkten und gleichzeitig eine erhebliche Herausforderung für die Finanzkommunikation der Unternehmen mit Blick auf Investoren und Analysten.“

Unwägbarkeiten hinterlassen Spuren im operativen Geschäft

Die extrem hohe Zahl von Prognosekorrekturen – unabhängig davon, ob nach oben oder nach unten – zeige, dass die weltweiten wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten inzwischen erhebliche Spuren im operativen Geschäft vieler deutscher Unternehmen hinterlassen, ergänzt Förstemann: „Trotz der insgesamt guten Konjunkturentwicklung bestehen weiter massive Unsicherheiten. Politische Entscheidungen sind weniger berechenbar geworden, weitere geopolitische Spannungen können jederzeit ausbrechen, neue Technologien haben teils massive Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen. Fest steht: Die Unternehmen segeln in stürmischen Gewässern.“ Bestes Beispiel ist die US-Steuerreform, die zum Jahresende beschlossen wurde und die zum Teil massive Auswirkungen auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen hat.

„Der Trend ist klar: Wir bewegen uns am oberen Rand des Konjunkturzyklus - in diesem hoch volatilen Umfeld müssen immer mehr Unternehmen ihre Prognosen im Lauf des Geschäftsjahres kassieren“, fasst Förstemann zusammen. „Für die Unternehmen heißt das: Sie müssen an ihren Strukturen arbeiten, flexibler werden und ihre Lieferketten so anpassen, dass schnelle Reaktionen auf unvorhergesehene Ereignisse möglich sind. Die Herausforderung besteht darin, von der nach wie vor sehr guten Konjunktur optimal zu profitieren und gleichzeitig auf möglicherweise deutliche Korrekturen gut vorbereitet zu sein.“

Management der Erwartungen bei Investoren wird immer wichtiger

Laut Steinbach verdeutlichen die Rekordstände von positiven und negativen Prognoseänderungen das Maß an Unsicherheit und zeigen die Spanne der Volatilität. „An der Börse wird Zukunft gekauft. Umso wichtiger wird die Finanzkommunikation gerade im Bereich Prognosen. Dazu zählen ein gutes Erwartungsmanagement in Bezug auf wichtigen Annahmen und unternehmensspezifische Kennzahlen bei Analysten und Investoren. Nur so kann im Kapitalmarkt bei gestiegenen Unsicherheiten transparent mit Ergebnisprognosen umgegangen werden, um Überraschungen und starke Kurseffekte zu vermeiden.“

Im Durchschnitt sanken die Kurse der betroffenen Unternehmen am Tag der Gewinnwarnung um sieben Prozent und konnten sich auch in der Folgewoche nicht wieder erholen – im Gegenteil: Eine Woche nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung lag der Aktienkurs im Durchschnitt um acht Prozent niedriger als vor der Ad-hoc-Meldung. Wenn hingegen Unternehmen ein Übertreffen ihrer Gewinnprognosen ankündigten, führte das im Schnitt zu einem unmittelbaren Anstieg des Aktienkurses um nur zwei Prozent – der sieben Tage später auf ein Plus von drei Prozent stieg.

„Nach wie vor werden Gewinnwarnungen von den Anlegern stärker bestraft, als Anhebungen der Prognosen belohnt werden“, erklärt Steinbach.

 

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