Personalpolitik im Kontext des Fachkräftemangels

Veröffentlicht am 09. Juli 2013
Geschrieben von Ivo Betke

„Googles überaus erfolgreiche "Personal-Strategie" ist längst auch tägliche Praxis in deutschen Unternehmen. Aufgrund des akuten Fachkräftemangels, insbesondere im IT-Sektor, achten nach Ansicht von Ivo Betke deutsche Unternehmen schon seit längerem verstärkt auf Praxiserfahrung, Engagement und die intrinsische Motivation der Kandidaten. Dadurch sind Noten mehr und mehr in den Hintergrund getreten, wobei ein fachbezogener Studienabschluss immer noch gerne gesehen ist.

"Insofern bestätigt mit Google nun ein für seine kreativen und erfolgreichen Mitarbeiter bekannter Global Player mit harten Fakten, was in den meisten Unternehmen bereits gang und gäbe ist" faßt Herr Betke die zentrale Entwicklung zusammen.

Im Interview mit dem Managementportal ging er auf die zentralen Aspekte von Auswahlthemen ein.

Welche Kriterien verwenden Unternehmen in der Praxis, um die richtigen Fachkräfte für Spezialthemen zu finden bzw. auszuwählen?

  • Fachlichspezifische Erfahrung: z.B. spezifische Datenbanktechnologien, Programmiersprachen oder spezifische Erfahrung z.B. im eCommerce oder Hard-/Software Bereich. Dort gibt es immer individuelle KPIs die für das Unternehmen relevant sind und isf. hat der ideale Kandidat natürlich Vorerfahrung in diesem Bereich
  • Management Erfahrung: Hat der Kandidat z.B. schon in ähnlich zusammengesetzten Teams gearbeitet oder hat er bereits Erfahrung im Thema Outsourcing gesammelt. In wie fern ist der in der Lage mit anderen Abteilungen zu kommunizieren. Insbesondere in der Software Entwicklung haben sich durch den Einsatz agiler Methoden völlig neue Prozesse etabliert. Hier wird nicht mehr im stillen Kämmerlein gearbeitet sondern Softwareentwickler und Systemadministratoren müssen täglich miteinander aber auch mit Produktmanagern, der Marketing- und auch Salesabteilung kommunizieren. 
  • Engagement: Engagiert sich der Kandidat für seine Projekte und seine Tätigkeit. Verfolgt er z.B. auch im privaten eigene Projekte die mit seinem beruflichen Themen verknüpft sind. Ist er z.B. in einer Open Source Community einer relevanten Softwareapplikation aktiv. Betreibt er einen eigenen Blog zu technischen Themen in denen er seine Erkenntnisse dokumentiert oder/und besucht er regelmässig sog. User Group Treffen oder (internationale) Konferenzen mit Fachbezug. 

 

Auf welche Punkte sollten Bewerber vor diesem Hintergrund in ihrer Darstellung besonders eingehen?

  • Was ist meine Motivation, mein Antrieb diese Tätigkeit auszuführen
  • Was tue ich selbst dafür auf dem Stand der Dinge zu bleiben und wo informiere ich mich über aktuelle Entwicklungen (und was sind aktuelle Entwicklungen)
  • Es ist auch Ratsam, eigene Projekte oder/und eigenen Sourcecode zu veröffentlichen damit sich interessierte Arbeitgeber davon einen Eindruck verschaffen können. Sollte das aus vertraglichen Gründen nicht möglich sein, sollte man ggf. selbst etwas erarbeiten oder zumindest die Bereitschaft zu einem Probearbeitstag o.ä. signalisieren.

Was sollten Unternehmen bei der Präsentation gegenüber Bewerbern beachten?
Jedes Unternehmen bietet heute die üblichen Incentives wie kostenlosen Kaffee und Obstkörbe. Intrinsisch motivierten Kandidaten finden das zwar schön aber relevant ist es in der Regel nicht. Viel wichtiger ist es zu erfahren, welche Aufgabe bekomme ich, was ist die besondere Herausforderung an meine Person die den Job spannend macht und in was für einem Umfeld arbeite ich. Habe ich es mit einem sehr strukturierten Konzernumfeld zu tun oder arbeite ich in einem StartUp und welche Anforderungen resultieren daraus an meine Person. Welche spannenden Veränderungen und Herausforderungen hat das Unternehmen bisher erlebt und welche sind in der näheren Zukunft zu erwarten.

Welche Punkte sind aus Ihrer Sicht für einen Kandidaten besonders relevant, wenn er / sie sich für einen Vertrag oder Freelance-Kontrakt entscheidet?
Aus Verdienst sowie steuerlicher und versicherungstechnischer Sicht ist eine Freelance-Anstellung für Kandidaten eigentlich immer attraktiver. Allerdings sind die Opportunitäts bzw. Gründungskosten einer Freelance Tätigkeit nicht unerheblich. Zumal sich eine Rückkehr in Festanstellung selten lohnt. 

Aus unserer Erfahrung sind Kandidaten mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung als Freelancer immer finanziell besser gestellt als ihre festangestellten Kollegen, wobei die Risiken natürlich auch deutlich höher sind. Hier achten viele Freelancer auch nicht auf eine ordentliche Absicherung (BU, Rente, etc.)

Im Bezug auf das Vertragsverhältnis mit den Kunden spricht folgendes für eine Freelance-Tätigkeit:

  • Verdienstmöglichkeiten
  • Flexibilität 
  • Zeiteinteilung
  • Arbeitsort (ggf. kann von zu Hause oder aus dem eigenen Büro gearbeitet werden)

und für eine Festanstellung:

  • Krankheitsrisiko
  • Urlaubsanspruch
  • Weniger administrativer Aufwand
  • Vertraglich besser abgesichert (weniger Haftungsrisiken für den Freelancer)

  

Über Ivo Betke

  Ivo Betke      

Ivo Betke ist als Gründer der Recruitingagentur webcrowd und als ehemaliger Webentwickler Experte für die Themen IT Recruiting, Webdevelopment, Fachkräftemangel und die digitale Wirtschaft in Berlin. Über webcrowd vermittelt er Unternehmen jeder Größe qualifizierte Mitarbeiter aus den Bereichen Devolopement und Design.

 

 

Über webcrowd
webcrowd ist eine Service- und Recruitingagentur von Internet Professionals für Internet Professionals. Seit der Gründung durch Ivo Betke Anfang 2011 stellt das Unternehmen einen permanenten Pool an Entwicklern, Grafikdesignern und anderen Internet Professionals zur Festanstellung sowie als Freelancer zur Verfügung. 

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