Die Geschichte des bargeldlosen Bezahlens in Deutschland

Veröffentlicht am 09. Juli 2021
Geschrieben von Helmut Lanke

Die Geschichte des bargeldlosen Bezahlens

Immer wieder hört man davon, dass die Deutschen ihr Bargeld lieben. Unter den Kopfkissen und auf den hohen Kanten des Landes schlummern Millionen. Doch spätestens durch die Coronakrise, in der die Kartenzahlung zum Teil des Infektionsschutzes wurde, entdeckt man auch hierzulande, dass das bargeldlose Bezahlen echte Vorteile hat.

 

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass das Zahlen per Bargeld nur noch eine Sache der Präferenz wurde? Heute gibt es nahezu kein Unternehmen mehr, das ausschließlich auf Bargeld als Zahlungsmittel setzt. Ganz im Gegenteil: Aktuell suchen die meisten Firmen nach Wegen, das Bezahlen noch weiter zu digitalisieren. So werden in vielen Geschäften mittlerweile mobile Zahlungsoptionen in Form von tragbaren Kartenlesegeräten implementiert.

 

Bargeldloses Zahlen ist keine Neuheit

Bevor man schauen kann, wohin die Reise geht, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Denn das bargeldlose Bezahlen hat eine große Tradition und hat doch lange gebraucht, um sich durchzusetzen. So gab es die ersten bargeldlosen Transaktionen wohl bereits einige Hundert Jahre vor Christus. Sowohl bei den Persern als auch bei den Römern wurden nachweislich Zahlungsleistungen „umgeschrieben“ – wie bei einem modernen Bankkonto, nur per Hand.

Über die Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder bargeldlose Systeme, bei denen beispielsweise Schulden überschrieben wurden. Doch in Deutschland kam der Durchbruch erst Ende des 19. Jahrhunderts. 1876 wurde die Reichsbank gegründet und es fanden die ersten Zahlungen per Scheck und Überweisungsformular statt.

In den folgenden Jahrzehnten wurden Girokonten und Bankguthaben Teil des Finanzsystems. Die Wirtschaftskrise 1907 beschleunigte diesen Vorgang, da sich verschiedene Banken zusammentaten, um Bankgeschäfte zu vereinfachen und zu beschleunigen. Trotzdem wurde bis weit ins 20. Jahrhundert noch auf Barzahlungen gesetzt, unter anderem bei Löhnen.

 

Die erste Kartenzahlung

Die Erfindung der Kartenzahlung geht auf den US-Amerikaner Frank McNamara zurück. In gastronomischen Einrichtungen wurde anstelle einer Barzahlung vereinbart, dass alle Zahlungen auf einer Karte gesammelt und am Monatsende bezahlt werden würden. Die sogenannte Diner’s Club Karte wurde 1950 erstmals genutzt.

1958 zog die Bank of America nach und stellte die erste Kreditkarte für (fast) jeden und für mehrere Zwecke vor. Was mit 60.000 Karten begann, nahm seinen Lauf: Ein Jahr später waren bereits 2 Millionen Karten in Benutzung. Mithilfe eines sogenannten Imprinters wurden die Daten von den Kreditkarten per Kohlepapier festhalten. Der Magnetstreifen, der das Lesen per elektronischem Gerät ermöglicht, kam erst 1970 dazu. 

In Deutschland gab es zu dieser Zeit bereits eine EC-Karte. Allerdings nicht so wie man sie heute kennt. Die eurocheque-Karten waren lediglich eine Sicherheit für die Zahlung per Scheck. Doch sie wurden schnell europaweit genutzt. In den 1970ern kamen Magnetstreifen für Karten hinzu und Deutschland wurde mit Bankautomaten versehen – jetzt konnte überall Geld abgehoben werden.

 

Die jüngere Entwicklung des elektronischen Bezahlens

In den 90er Jahren war in Deutschland und Europa endgültig klar, dass das bargeldlose Bezahlen nicht mehr verschwinden würde. Kartenlesegeräte wurden nach und nach in vielen Unternehmen (z.B. Supermärkte und Modegeschäfte) eingeführt. Das Scheck-Systeme verlor gleichzeitig an Bedeutung und Electronic Cash (EC) übernahm die Führung.

Der Siegeszug des bargeldlosen Bezahlens stotterte in Deutschland. Während Anfang des 21. Jahrhunderts in anderen Ländern (wie der USA oder Schweden) Kartenzahlung bereits gang und gäbe war, behielten die Deutschen ihr Bargeldsystem bei. Trotzdem passten sich nach und nach alle Unternehmen an und boten ganz einfach beide Optionen an.

2007 wurde aus der EC-Karten die Girokarte. Nicht jeder hat diese Umstellung überhaupt bemerkt. Dahinter steckte ganz einfach, dass der Magnetstreifen auf Karten abgelöst wurde. Stattdessen setzten Banken nun auf die Chiptechnologie. Somit war die Grundlage für kontaktloses Bezahlen geschaffen.

 

Die Vorteile der Zahlung per Kredit- oder Girokarte sind unter anderem:

  • kostensparend für den Handel
  • schnellerer Zahlungsablauf
  • hohe Sicherheit
  • platzsparend im Portemonnaie
  • international nutzbar

Laut der Deutschen Bundesbank wurden im Jahr 2020 in Deutschland circa 30 Prozent der Zahlungen per Karte durchgeführt. Umfragen durch Finanzunternehmen bewegen sich ebenfalls im Bereich zwischen 30 und 40 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich noch immer recht wenig, doch es ist laut der Bundesbank auch Steigerung von 9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017. Viele Menschen entscheiden auch situativ, welche Zahlungsart sie wählen.

 

Wie sieht die Zukunft aus?

Der Trend zum bargeldlosen Zahlen wird sich wohl fortsetzen. Junge Menschen wachsen mit Kartenzahlungen bereits als Selbstverständlichkeit auf – sie erwarten schon, dass ihnen diese Option überall zur Verfügung steht. Durch Innovationen wie mobile Kartenlesegeräte wird das Einkaufserlebnis für viele Menschen per EC- oder Kreditkarte noch einmal erleichtert und verbessert.

Außerdem erwarten Experten, dass die Bezahlung per Smartphone an Beliebtheit gewinnen wird. Noch halten sich die Deutschen dabei stark zurück, obwohl immer mehr Unternehmen diese Variante anbieten. Aber auch hier gilt, dass mit dem Eintritt jüngerer Menschen in die Finanzwelt Veränderungen zu erwarten sind. Smartphones werden immer leistungsstärker und diejenigen, die mit ihnen aufwachsen, haben weniger Vorbehalte.

Weitere Trends der Zukunft sind die Zahlung per Smartwatch, Gesichtserkennung oder Fingerabdruck. Ob sich diese in Deutschland durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist, dass sich im Zuge dieser Neuerungen noch mehr Menschen an das bargeldlose Zahlen gewöhnen und dann doch zur EC- oder Kreditkarte greifen.

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Bildquelle https://pixabay.com/de/photos/geld-karte-gesch%c3%a4ft-kreditkarte-256314/

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